GALORE Nr. 18 ist seit heute im Handel erhältlich

Der Schlüssel zu Menschen und Welten: GALORE-Chefredakteur Oliver Uschmann führt Sie durch die neue Ausgabe

Für seine Kopfbedeckung auf den Fotos hat sich Rafa Ortiz abseits des regulären Interviews sogar entschuldigt. Das Logo eines bekannten Energy-Drink-Herstellers, der in Extremsportler wie ihn genauso investiert wie in Fußball, stellt einen aufdringlichen Kontrast zur Gefühlsintensität des Gesprächs dar, das wir mit ihm geführt haben. Denn wie dieser Mann, der in seinem Kajak Wasserfälle abfährt, über das Einswerden mit der Natur und die wichtigste Entscheidung seines Lebens spricht, berührt. Das Logo mit den roten Bullen müsse er dabei leider "bei jedem Shooting" tragen, dieser Deal alleine finanziere seinen riskanten Beruf. Ohne Sponsor, aber dafür als Bruder im Geiste, testete unserer September-Titelheld Wigald Boning die Intensität des Lebens. Als freiwilliger Nomade im Zelt (in Herbst und Winter!) sowie als "Urban Explorer" bei den Reisen an "Lost Places" wie Tschernobyl, wo er sich nicht davon abhalten ließ, mit großem Appetit einen geräucherten Karpfen aus örtlichem Fang zu verspeisen und dabei einmal nicht so genau auf den Geigerzähler zu gucken.

Blättert man die Ausgabe 18 durch und wirft einen Blick auf die hervorgehobenen Zitate, fällt einem auf, wie häufig in den Gesprächen des September das Wort "Leben" fällt. "Plötzlich merkt man, wie sich das Leben anfühlt", schwärmt etwa New-Model-Army-Sänger Justin Sullivan über seine erste Begegnung mit dem Rock'n'Roll. Bettina Böttinger fasst ihren Weg vom verhassten Tageszeitungsjournalismus zu einer der bedeutsamsten Talkmasterinnen des Landes mit den Worten zusammen: "Ich wollte immer erfahren, wie Leben funktioniert." Zur Gattung "Interview" sagt sie die kongenialen Worte: "Eine gute Frage ist ein winziger Schlüssel zu einer Persönlichkeit." Man möchte hinzufügen: ... und zu Lebenswelten, die einem plötzlich sehr detailliert vor Augen stehen können, obwohl man sie selbst nicht besucht hat. Wie etwa die "offiziellen" und "inoffiziellen" Slums von Indien, aus denen Hanno Friedrich als Botschafter der German Doctors e.V. höchst intensiv und anschaulich zu berichten weiß. Wie das Dasein von Edward Snowden im Exil, zu dem Regisseur Oliver Stone für seinen Film über den weltberühmten Whistleblower Zugang hatte. Oder wie die schillernde und ambivalente Zukunft von Kunst und Kultur, die Christiane zu Salm als Co-Founderin der neuen Messe THE ARTS+ lebendig werden lässt, die innerhalb der Frankfurter Buchmesse 2016 ihre Premiere feiert.

Bettina Böttingers Bemerkung, dass gute Fragen eine Persönlichkeit aufschlüsseln, wird wiederum von dem wohl ausführlichsten Interview bestätigt, das ein deutschsprachiges Magazin je mit Cornelia Funke geführt hat. Der Weltstar der fantastischen Literatur offenbart darin viel über seine Haltung zum Dasein. Ihre Ausführungen zum Verhältnis von Fantasy und Religion, Faschismus und Romantik sowie deutscher und amerikanischer Mentalität sind ebenso analytisch wie emotional. Ich wünsche Ihnen einen Monat guter Lektüre und Anregung mit unserer Ausgabe 18. Kommen Sie gut in den Herbst.

Herzlich,

Oliver Uschmann (Chefredakteur)