Oliver Stone

Oliver Stone

„Es war alles sehr konspirativ.“

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13.07.2016, München. Oliver Stone sitzt mit einem ausgewachsenen Jetlag auf dem Sofa im Hotel Bayerischer Hof. Vor drei Stunden ist sein Flieger aus den USA in München gelandet. Zum Relaxen hat er keine Zeit, eine kalte Dusche muss genügen, denn es ist ihm wichtig, den gezielt ausgesuchten deutschen Journalisten über seinen Film „Snowden“ Rede und Antwort zu stehen. „Spätestens seit der Stasi-Zeit reagiert man doch in Deutschland auf Bespitzelung sehr sensibel“, mutmaßt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Im Interview redet sich die Hollywood-Legende, die am 15. September 70 Jahre alt wird, schnell warm. Hellwach und auf den Punkt spricht er über seine politischen Ansichten, die Begegnung mit Edward Snowden und die verfahrene Lage der Vereinigten Staaten.

Herr Stone, Sie haben Ihren Film über den Whistleblower Edward Snowden in Deutschland gedreht. Waren Ihnen die USA dafür zu heiß?

Als ich mit der Produktion 2014 angefangen habe, war der Skandal um die Enthüllungen von Tausenden Geheimdokumenten, die Snowden an die Weltpresse weitergegeben hatte, gerade auf dem Höhepunkt. Kein amerikanisches Studio hätte die Story zu dem Zeitpunkt auch nur mit der Kohlenzange angefasst. Natürlich habe ich versucht, meinen Film in Hollywood unterzubringen, aber leider kam keine Kooperation zustande. Das hat mich ziemlich deprimiert. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich nach einem kleineren Independent-Verleih umzusehen. So kam ich auf Open Road, der von dem Stoff sofort sehr angetan war und zum Beispiel auch den diesjährigen Oscar-Gewinner „Spotlight“ in den USA vertrieben hatte. Schon lange zuvor hatte ich einen Deal mit dem deutschen Produzenten Moritz Borman, mit dem ich bereits viele Filme gestemmt habe. Moritz hat mir für diesen Film München und Umgebung empfohlen und natürlich auch die Bavaria-Studios. Ich muss sagen: Das waren alles perfekte Drehorte.

Stimmt es, dass Sie bei den Szenen, die Sie später im Park des Weißen Hauses gedreht haben, große Probleme bekamen?

Sie meinen, ob die NSA mich abgehört hat? Ob ich vom FBI beschattet wurde? Das kann gut sein, aber ich weiß es natürlich nicht. Es gab zwar Probleme beim Drehen, aber die waren lediglich technischer Natur. Die wichtigen Dinge – wie den Inhalt des Films – haben wir sowieso ohne Telefon, Fax oder E-Mail kommuniziert. Die Drehbuchseiten wurden jeden Tag versiegelt ans Set gebracht. Für jede Szene hatten wir spezielle Codes. Wir haben Verschlüsselungen benutzt, wo wir nur konnten. (lacht) Es war alles sehr konspirativ.

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