Justin Sullivan

Justin Sullivan

„Plötzlich merkt man, wie sich das Leben anfühlt – und es haut einen um.“

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  • Albrecht Fuchs
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Zur Person

04.07.2016, Köln. Die große Überraschung bei der Begegnung in einem Kölner Hotel: Die Zahnlücke ist weg! Seit Justin Sullivan Anfang der Achtzigerjahre als Sänger und Chef der Band New Model Army in der Szene auftauchte, war der fehlende Schneidezahn sein Markenzeichen. Nun ist das Gebiss vollzählig, wenn auch nicht strahlend weiß. Über solche Oberflächlichkeiten sollte man mit dem Nordengländer jedoch nicht sprechen. Es gibt Spannenderes: New Model Army gibt es seit mehr als 30 Jahren. Die Band war nie total angesagt, hat aber äußerst treue Fans. Würde man Bands in Klassen einteilen, wären sie die stolze Mittelschicht, also genau jene, die der westlichen Welt gerade wegbricht. Ein Gespräch über Eigensinn und Erfolg, Politik und den nahenden Winter.

Herr Sullivan, können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie zum leidenschaftlichen Rockfan wurden?

Es war das Jahr 1971, ich war 15 Jahre alt. Zuvor hatte ich die Platten meiner Eltern gehört. Kein schlechtes Zeug, es war viel Motown darunter. Dann erschien das erste Album von Hawkwind, noch vor der Zeit, als Lemmy Kilmister dort als Bassist einstieg. Die Platte öffnete für mich die Türen. Es war, als würde ich eine ganz neue Dimension betreten.

Was bedeutet das konkret?

Wenn du ein Kind bist, kommen die Erwachsenen zu dir und erklären dir den Gang der Dinge. Du hörst zu und bekommst den Eindruck, die Welt sei vollkommen logisch aufgebaut und die Erwachsenen wüssten genau, wie sie funktioniert. Was du nicht erfährst, ist, wie sich das Leben anfühlt. Klar, du lachst und weinst, du hast Angst und Vorfreude. Aber dann kommen wieder deine Eltern oder die Lehrer und erklären dir, warum du keine Angst haben musst – schließlich gebe es ja keine Gespenster und Gewitter seien nicht gefährlich.

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