Musik

Neuerscheinungen der Woche

Amy Macdonald "Under Stars"

Universal, 17.02.2017

Amy Macdonald braucht nicht mal einen kompletten Song, um zu verdeutlichen, dass sie auch auf ihrem vierten Album ganz die Alte geblieben ist: Schon das Eröffnungsstück „Dream On“ ist ein Musterbeispiel der von der Schottin so wunderbar mühelos perfektionierten Kombination aus federleichter Melodik und aufwühlenden, voll ausinstrumentalisiert aufgetragenen Harmonien, die sie mit ihrer warmen, einzigartigen Stimme in wehmütigen Tönen färbt. Der Titeltrack ist noch ein Stück stärker und wenn man zwei Songs weiter bei dem bereits vorab in einer Akustikversion lancierten „Down By The Water“ anlangt, einer erst stillen, sich dann in einen Gospel erhebenden Nummer, hat man sich längst aufs Neue in die Musik der immer noch verblüffend jungen Sängerin aus Bishopbriggs verliebt. Mit „Under Stars“ beweist Amy Macdonald, dass sie in der vom Mainstream eroberten Musik nach wie vor zu den wenigen Ausnahmen zählt, bei denen Talent und künstlerische Glaubwürdigkeit mit dem kommerziellen Erfolg einhergehen. Friedrich Reip


Einar Stray Orchestra "Dear Bigotry"

Sinnbus/Rough Trade, 17.02.2017

Wer Orchestra oder Ensemble in seinem Bandnamen stehen hat, muss instrumentalisch etwas bieten. Das hat nicht zuletzt das DJ-Trio Brandt Brauer Frick mit ihren Streicher-Konzerten und Opernarrangements bewiesen. Einar Stray, das Jungtalent aus dem norwegischen Sandvika, orchestriert in seinem dritten Album Dear Bigotry traditionelle Folkfiedeln mit Drumbreaks, Pianoklänge mit elektronisch verzerrtem Singsang. Dieser Sound wirkt ziemlich einzigartig. Tracks wie „Glossolalia“ erinnern durch die Verwendung von distinktiven Eingangssamples an Chinese Man, entwickeln sich dann aber schnell weiter zum melodiösen Post-Rock mit balladenhaften Intermezzi. Die aktuelle Single-Auskopplung „As Far As I‘m Concerned“ reflektiert die Angst vor Veränderung durch einen nahezu ständigen Tempowechsel. Lediglich die Eurythmie der Texte beißt beim Hören. Man möchte der Band fast wünschen, sie sängen auf Norwegisch, damit Wörter wie „synthesis“ und „alchemy“ nicht zusammen in einen Song gezwängt werden müssen. Miguel Peromingo


Ryan Adams "Prisoner"

Universal, 17.02.2017

Zu Ryan Adams’ selbstgemachtem Image als Wunderkind gehören nicht nur musikalische Höchstleistungen. Neben der vollmundigen Ankündigung, für sein neues Album etwa 80 Songs geschrieben zu haben, stehen auch bizarre Katzenvideos und Twitterergüsse zu Buche, die sich andere 42-Jährige wohl verkneifen würden. Adams dagegen hört nur auf Machtwörter der Muse. „Prisoner“ ist sein 16. Album und bietet größtenteils starken Soft Rock mit dem lieb gewonnenen Country-Einschlag. Mit dem richtigen fahrbaren Untersatz auf einer Fernstraße, die geradeaus genug verläuft, um das Bier auf dem Schoß nicht zu verschütten, könnte man zu diesen Songs wohl gemütlich und recht risikolos ein paar US-Staaten durchqueren. Für den kleinen Hunger gibt es die etwas hochtourigere Single „Do You Still Love Me?“, die Bon Jovi 1987 wohl auch gerne geschrieben hätten. Ansonsten stellt Adams nach einer inzwischen 25-jährigen Karriere auf „Prisoner“ immer öfter den gleichen Tempomat ein, dem auch seine 30 Jahre älteren Vorbilder vertrauen. Markus Hockenbrink


The Franklin Electric "Blue Ceilings"

Revolver/Rough Trade, 24.02.2017

Wer einen Songwriting-Wettbewerb im Musikmekka Nashville gewinnt und dabei 8.000 Kontrahenten aussticht, hat nicht die schlechtesten Chancen, als Musiker seinen Weg zu machen. Mit diesem Erfolg setzten The Franklin Electric aus Montreal 2012 eine erste Duftnote, der zwei Jahre später das Debüt „This Is How I Let You Down“ mitsamt Durchbruch im heimischen Kanada folgte. Mit „Blue Ceilings“ geht man nun den nächsten Schritt – und die Erfolgschancen stehen alles andere als schlecht. iTunes führt das Album unter dem Label Indie Rock – und damit auf eine falsche Fährte, denn gerockt wird auf „Blue Ceilings“ an keiner einzigen Stelle. Wenn es schon eine Schublade sein soll, dann am ehesten Alternative Folk Pop. Irgendwo zwischen Coldplay und Mumford & Sons angesiedelt, setzt die Band überwiegend auf ruhige Töne, die zwar handgemacht sind, auf das vermeintliche Gütesiegel „Retro“ dabei jedoch verzichten. Abseits aller Schlagworte ist nur eins wichtig: die musikalische Qualität. Und die stimmte ja schon 2012. Chris Hauke


Omer Klein "Sleepwalkers"

Warner, 17.02.2017

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