Franziska Liebhardt

Franziska Liebhardt

„Die Organspende muss etwas Selbstverständliches werden.“

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Zur Person

11. April 2019, Frankfurt am Main. Vor knapp drei Jahren hat Franziska Liebhardt den größten Triumph ihrer Sportlerkarriere erlebt. Bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro gewann die damals 34-Jährige die Goldmedaille im Kugelstoßen und stellte dabei einen neuen Weltrekord auf. Weil die Athletin ihren Sieg mit einer Spenderlunge und einer Spenderniere errang, war sie bei der Nationalhymne gewissermaßen nicht alleine auf dem Podest. „Ich hatte das Gefühl, da steht jemand neben mir auf dem Treppchen“, sagt sie heute. Den Profisport hat sie inzwischen an den Nagel gehängt, um sich in zwei Organisationen für die Organspende starkzumachen, die ihr Leben rettete. In ihrer Freizeit geht sie heute lieber Bergsteigen. „Das Wichtigste“, sagt Franziska Liebhardt, „ist, dass man ein Ziel vor Augen hat.“

Frau Liebhardt, wenige Jahre vor Ihrem Sieg in Rio haben Sie noch als Physiotherapeutin gearbeitet und in Ihrer Freizeit ab und zu Volleyball gespielt. Wie begann Ihre ungewöhnliche Profikarriere?

Als Jugendliche und junge Erwachsene war ich zunächst Volleyballspielerin, durchaus auch leistungsorientiert, aber eben keine Profisportlerin. 2005 habe ich dann die Diagnose bekommen, dass ich an einer systemischen Autoimmunerkrankung leide, also eine Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft. Bis 2007 konnte ich noch Volleyball spielen und Sport treiben, aber dann war die Lunge so krank, dass ich damit aufhören musste. Jahrelang habe ich dann gar keinen Sport mehr gemacht, aber in dieser Zeit hat meine Lunge auch schon rund um die Uhr Sauerstoff gebraucht, bis ich dann gesagt bekam, dass ich ohne eine Spenderlunge nicht überleben würde. Im April 2009 hatte ich das Glück, diese Spenderlunge zu bekommen und bin danach sehr schnell wieder fit geworden. Ende des Jahres konnte ich schon wieder Sport treiben, sogar relativ viel und intensiv. Da habe ich festgestellt: Die Belastung kann viel höher sein, als die Ärzte gesagt haben.

Die haben Ihnen nahegelegt, kürzerzutreten?

Genau. Ein bisschen Sport wäre schon drin, aber eben kein Leistungssport. Ich habe aber gemerkt, dass mehr drin war als mir prognostiziert worden ist, und einfach ausprobiert, wie weit ich gehen kann. Das ist dann zum Selbstläufer geworden. Meine Leistungen wurden immer besser, nur war beim Volleyball die Verletzungsgefahr irgendwann zu groß. Einzelsportarten eignen sich besser, weshalb ich zur Leichtathletik gewechselt bin. Und dieser Schritt wurde dann irgendwann professionell.

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