Andreas Weigend
„Es ist wichtig, eine Vorstellung davon zu haben, welche Spuren ich hinterlasse.“
Zur Person
Andreas Weigend (geboren 1959 in Freiburg) ist Sohn eines Lehrers, der mit 23 Jahren von der Stasi wegen Verdachts auf Spionage verhaftet wurde und mehrere Jahre in Bautzen einsaß. Jahrzehnte später legte die Stasi auch über Andreas Weigend eine Akte an. Er studierte u.a. in Bonn Physik und schrieb seine Diplomarbeit am CERN. 1986 ging er für seine Promotion über neuronale Netzwerke nach Stanford bei San Francisco, wohnte in der ersten Zeit im Wohnwagen. 2002 holte ihn Jeff Bezos zu Amazon als Chief Scientist. Er blieb zwei Jahre. Seitdem widmet er sich wieder seiner Leidenschaft, der Hochschularbeit in Berkeley. Außerhalb der Universität berät er auf dem ganzen Globus Firmen zu seinem Thema Daten und Datensicherheit. Weigend ist ledig. Er lebt in San Francisco und Shanghai.
17.05.2017, München. Andreas Weigend ist spät dran, entsteigt dennoch dem Taxi nicht vor dem Portal des Hotelkettenhotels, sondern am Treppenabgang zur U-Bahn um die Ecke. Das gehört zu seiner Strategie der Datenverwischung eines datenkundigen Bürgers. Der Allianz-Konzern hat ihn, den weltweit gefragten und eigenwilligen Datenexperten, länger beansprucht, nun bremst der Rezeptionist den Fortgang der Dinge. Zwei Nächte? Eine habe er gebucht. Kein Rechthaberstreit, doppelter Preis – wenigstens ein Zimmer im fünften Stock zum Innenhof. Ehe es dort losgehen kann, eilt Weigend in den Trubel des Bahnhofsviertels. Zurück im Hotel legt er sich mit Döner in der Hand aufs Bett. Ein zweiter Stuhl fehlt ob der Zimmerenge.
Herr Weigend, Sie nehmen unser Gespräch auf?
Ja, das mache ich immer so. Es geht darum, dass wir beide gleiche Chancen haben. Es geht um Datensymmetrie. Aber lassen Sie uns anfangen.
Wer sind Sie?
Mein Name ist Andreas Weigend.