Musik

The Alan Parsons Symphonic Project

Live In Colombia

earMusic / Edel · 27. Mai

In den frühen Neunzigerjahren gab es einen Trend, der vor allem die Musikregale der damaligen Mütter ähnlich stark dominierte wie es die „Bertelsmann Lizenzausgaben“ aktueller Romane in der Bücherwand taten. Der Musiktrend lautete: Symphonieorchester spielen große Songs des Pop und Rock. Kaum irgendein Hit war damals vor den Streichern und Bläsern sicher, aufdringlicher war eine Weile lang nur noch Edward Simonis Panflöte. Für die Generation der Söhne taten sich Metallica im April 1999 mit dem Symphonieorchester von San Francisco zusammen, um ihr Album „S&M“ aufzunehmen. Es war alles eine ganz große Katastrophe. All diese Nörgelei gilt nicht für dieses Album, das als DVD, bluRay, Doppel-CD-Digipack und Dreifach- Vinyl das Konzert des Alan Parsons Project mit dem Philharmonic Orchestra von Medellín in der Hauptstadt Kolumbiens festhält. Denn wenn überhaupt jemals eine Form von Pop und Rock dafür erschaffen wurde, sich die Instrumentierung durch ein 70-köpfiges Orchester wie einen Bademantel aus fließender Seide überwerfen zu können, dann die Musik, die Alan Parsons mit Welthits wie „Don’t Answer Me“ oder „Eye In The Sky“ sowie Kunst- und Konzeptstücken wie dem von Edgar Allan Poe entlehnten „The Raven“ während seiner langen Laufbahn geschrieben hat. Parsons, der als Toningenieur das Jahrhundertwerk „Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd betreute, entwickelte als Komponist und Arrengeur eine gleichzeitig breite und bombastische und doch kristallin dezente Vorstellung audiophilen Pops, die sogar die volle Ladung Streicher plus Saxophon wegsteckt. Der Zauber wird nicht dadurch gemindert, dass dieses Konzert auch Mutter gefallen hätte. Mal abgesehen davon, dass Danny Thompson ein bedeutend besserer Schlagzeuger ist als Metallicas großmäuliger Grobmotoriker Lars Ulrich.

Oliver Uschmann