DVD & Blu-ray

Raum

Universal · 28. Juli

Kampusch, Fritzl, Jaycee Lee Dugard – sofort fallen einem die Namen wahrer Kriminalfälle ein, wenn man hört, worum es in dem beklemmenden Film „Raum“ geht. Doch schnell wird klar, dass Emma Donoghue, die ihren eigenen Bestseller fürs Kino adaptiert hat, anderes im Sinn gehabt haben muss, als sich reißerisch beim Grusel realer Schlagzeilen zu bedienen. Ein Mädchen wurde als Teenager entführt, der Täter hält sie in einem winzigen Raum gefangen und missbraucht sie regelmäßig. Als der Film einsetzt, sind bereits sieben Jahre vergangen, Joy (Brie Larson) ist inzwischen Mutter eines fünfjährigen Jungen (Jacob Tremblay) und bemüht sich, so gut es geht, eine Art Alltag aufrechtzuerhalten. Seit seiner Geburt kennt Jack nichts als die Realität innerhalb der kargen neun Quadratmeter mit dem unerreichbaren Oberlicht an der Decke. Er spielt eine entscheidende Rolle in dem Fluchtplan, den seine Mutter schmiedet. Erzählt wird aus der Perspektive des Kindes, was der Situation nichts von der Grausamkeit nimmt, die einem die Kehle zuschnürt. Und doch öffnet dieser Blick die Geschichte für Momente der Leichtigkeit und sorgt für eine Distanz, die sich der kindlichen Unschuld verdankt und jeden Anflug von Voyeurismus im Keim erstickt. Wie Regisseur Lenny Abrahamson – mit Hilfe von Kameramann und Produktionsdesign – in der ersten Filmhälfte das Gefühl von Klaustrophobie und Isolation in seiner überschaubaren Kulisse einfängt, ist meisterlich. Noch beeindruckender sind seine beiden Hauptdarsteller, die mit dem Oscar ausgezeichnete Brie Larson sowie der famose Jacob Tremblay. Und wenn in der zweiten Hälfte der „Raum“ verlassen wird und die Nachwirkungen des Geschehens unter die Lupe genommen werden, besticht der Film noch immer mit Subtilität, Wahrhaftigkeit und großer Menschlichkeit.

Patrick Heidmann