Literatur

Paul Murray

Der gute Banker

Antje Kunstmann · 24. August

Es heißt, Großbritanniens frisch gebackener Vorruheständler und Ex-Permier David Cameron sei ein großer Freund der Romane von Paul Murray. Besonders die Story über den Elite- Schüler Skippy, erzählt in einem formvollendeten Set aus drei Romanen, soll es Cameron angetan haben: Murray, ein Ire, schaute in dieser sehr lustigen Erwachsenenversion von Harry Potter (ohne Zauberei, dafür mit irrwitzigen Dialogen) höchst belustigt und doch mitfühlend auf die Vorgänge in einem Internat. Den Namensgeber des Romans ließ er nach einem Fresswettbewerb einfach so tot vom Stuhl fallen. So früh sterben die Helden nicht einmal bei „Game Of Thrones“. Bemerkenswert auch Murrays kulturpessimistische Analysen der Onanie: Dass es nun auch bei der Selbstbefriedigung ums Geschäft gehe, macht dem Autor sehr zu schaffen. Denn wenn es nur noch ums Geld geht, na, dann kann man Geld natürlich nicht mehr ernst nehmen. Murrays neues Buch spielt nun in der Bankenwelt. Oder besser: In der Welt der Hochfinanz, in der Banker weiterhin viel Geld verdienen, das Kommando jedoch längst von Hochleistungscomputern übernommen wurde. Murray bringt sich selbst als fiktive Figur ins Spiel, als Schriftsteller Paul, der einem von Paris nach Dublin umgesiedelten Banker Menschlichkeit nachweisen will. Dieser Claude Martingale hatte mit dem Umzug das Ziel verfolgt, dem Finanzsystem etwas von seiner Egozentrik zu entziehen. Was nicht weniger ausweglos ist, als am Ballermann einen Stand mit Fassbrause zu betreiben. Die verschiedenen Erzählebenen machen das Buch zu einer manchmal verwirrenden Lektüre. Aber lustig ist es immer. Vor allem, wenn der deutsche Banker Jürgen auftritt, ehedem Mitglied bei Gerhardt & The Mergers: „Wir galten als eine der besten Reggae- und Rock-Steady-Bands der bayerischen Finanzszene.“

André Boße