Kino

Mein ziemlich kleiner Freund

Concorde · 1. September

Die Unart, fremdsprachigen Filmen seltsam anmutende deutsche Verleihtitel zu verpassen, die sich an vergangene Kinoerfolge anlehnen, ist nach wie vor nervig. Auch die Angewohnheit, Filmexporte aus Frankreich offensiv mit beschwingter Lebensart und südländischem Flair zu bewerben, wird der Vielfalt des Angebots nicht gerecht. Andererseits ist „Mein ziemlich kleiner Freund“ genau das: eine romantische Komödie, die ihren Witz und ihren Charme ganz nebenbei dafür einsetzt, gesellschaftliche Tabus zu enttarnen. Alexandre (Jean Dujardin) ist schließlich tatsächlich der perfekte Gentleman, nur seine Körpergröße von knapp 1,40 Meter will nicht zum Image des Traumprinzen passen. Ein Glück, dass die erfolgreiche Anwältin Diane (Virginie Efira) dieser Idee nach ihrer letzten Beziehung ohnehin abgeschworen hat und es einfach mal mit dem unkonventionellen, aber selbstbewussten Beau probiert. An seiner Seite werden ihr plötzlich zwei Dinge bewusst: Die Wahrnehmung durch Freunde und Familie verändert sich, und nicht unbedingt zum Besseren. Die Einsicht des kleinen Prinzen, wonach man nur mit dem Herzen richtig sieht, scheint sich dagegen zu bewahrheiten. „Mein ziemlich bester Freund“ lebt vom Enthusiasmus, den die beiden Hauptdarsteller versprühen, und vom Drehbuch, das ihnen genug Raum für Reibung lässt. Verblüffend auch, wie effektiv die „Schrumpfung“ von Jean Dujardin („The Artist“) vonstatten gegangen ist. Nicht immer ganz auf der sprichwörtlichen Höhe ist dagegen der Humor, der auch vor Albernheiten nicht Halt macht, die besser zu einem Adam-Sandler-Produkt passen würden. Von dessen Hollywood-Remake die Götter hoffentlich absehen werden.

Lars Backhaus