Literatur

Mario Vargas Llosa

Die Enthüllung

Suhrkamp · 10. Oktober

Ausgangssperren, Entführungen und Anschläge überschatten die Neunzigerjahre in Peru. Die Schickeria von Lima hält sich mit Luxus, Klatsch und erotischen Eskapaden bei Laune. Enrique „Quique“ Cárdenas, reich und glücklich verheiratet, könnte zufrieden sein, hätte er sich nur nicht zu einer Sexorgie hinreißen lassen. Nun erpresst ihn ein Journalist mit eindeutigen Fotos – und wird wenig später ermordet. Ein Roman, den man als Abrechnung mit der Boulevardpresse lesen könnte, die wenig freundlich darauf reagierte, dass Vargas Llosa seine Frau nach über 50 Jahren für eine Beautyqueen verließ. Tatsächlich zielt das Buch aber auf seinen Widersacher Alberto Fujimori, der ihm 1990 das Amt des Staatspräsidenten vor der Nase wegschnappte, sowie dessen Geheimdienstchef, der lästige Personen gerne mit Hilfe der Klatschblätter diffamiert. Wie die Elite im Schmutz von Korruption und Intrigen versinkt, um im Windschatten der Revolution wieder aufzuerstehen, ist wendungsreich, wortgewandt und unterhaltsam erzählt.

Hendrik Heisterberg