Musik

Lambchop

Flotus

City Slang · 4. November

Seit 22 Jahren nun macht Kurt Wagner mit seinen Lambchop- Jungs eine hinreißende Platte nach der anderen, kommt aber jetzt erst auf das Wesentliche: Endlich ein Album aufzunehmen, das vor allem seiner Frau gefallen soll. Meistens ein sehr guter Rat. Die zweite Vorgabe lautete: Die Songs sollen zu einem gewichtigen Teil aus seiner Stimme bestehen. Inwieweit sich diese beiden Aspekte gegenseitig bedingt haben, weiß man nicht; Tatsache ist, dass sie kombiniert zu einer neuen Perspektive auf das Schaffen dieser schwerelos dahin musizierenden Alt-Country-Band führen. Wagner erdachte tatsächlich zunächst Songs, Beats und Harmonie- Loops, die ausschließlich aus seiner Stimme bestehen, und nutzte dafür die gesamte Palette an Werkzeugen der digitalen Musikproduktion. Dabei entstand eine Menge Überraschendes und Irritierendes. So braucht es eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, sein markantes Organ von Auto-Tune modifiziert zu vernehmen – diesem Effekt, der eine Stimme automatisch wie eine Computer-Micky-Maus aus einem Daft-Punk-Track klingen lässt. Hat man den Moment der Irritation aber überwunden, breitet sich mit „Flotus“ eines der spannendsten Lambchop-Werke aus, das sich ebenso stiltreu wie innovativ gibt und zudem mit einigen der berührendsten (und auch längsten) Songs der gesamten Band-Historie gesegnet ist.

Sascha Krüger