Kino

Kinofilm der Woche

The Limehouse Golem

Concorde · 31. August

Oft spielt Bill Nighy bloß Nebenrollen und rettet damit ganze Filme. In „The Limehouse Golem“ steht er nun im Zentrum – und tut es auch dort.

Mr. Nighy, was hat Sie an der Hauptrolle in „The Limehouse Golem“ gereizt?
Ich habe das Drehbuch gelesen: spannend und schnörkellos. Das war so gut geschrieben, dass mir die halbe Arbeit schon abgenommen war. Alles, was ich wissen musste, um Detective Inspector John Kildare zu spielen stand da schon drin. Was mir sehr entgegen kam, denn ich war noch nie jemand, der für seine Rollen wochenlang recherchiert hat.

Sind Sie eigentlich froh, dass der große Erfolg sich bei Ihnen erst in der zweiten Karrierehälfte einstellte?
Keine Ahnung, denn ich weiß ja nicht wie es ist, wenn man jung und erfolgreich ist. Damals habe ich nicht einmal davon geträumt, so niedrig waren die Erwartungen an mich selbst. Ich könnte mir vorstellen, dass ich von zu viel Erfolg erst mal ein wenig überfordert gewesen wäre. Aber das ist natürlich Definitionssache. Am Theater oder im Fernsehen war ich zumindest in Großbritannien ja auch schon in den Achtzigern und Neunzigern nicht völlig unbekannt.

Zum Star wurden Sie dann allerdings mit „Tatsächlich… Liebe“, für den Sie bis heute überall erkannt werden. Haben Sie den Film auch mal verflucht?
Nein, ich bin bis heute einfach nur dankbar für diese Rolle, denn sie ist eine der besten Sachen, die mir je passiert sind. Die Möglichkeiten, die sich durch „Tatsächlich… Liebe“ für mich ergeben haben, sind kaum in Worte zu fassen. Vielen der großartigen Menschen, mit denen ich in den letzten 15 Jahren zusammengearbeitet habe, wäre ich ohne den Film sicher nicht begegnet.

Außerdem sind Sie inzwischen eine Ikone der Coolness, nicht wahr?
Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum. Und das sage ich nicht nur, um kokett zu sein. Meistens spiele ich doch traurige alte Rocker oder Vampire, jedenfalls Typen, die nicht besonders cool sind. Aber wenn Sie das so sagen, geht es mir trotzdem runter wie Öl.

Es hilft auf jeden Fall, dass Sie immer so schicke Anzüge tragen.
Das kann natürlich sein. Wobei ich die vor allem der Einfachheit halber trage. Ich habe mein halbes Leben schon Anzüge an, weil ich nicht wüsste, was ich sonst anziehen soll. Ganz früher konnte ich mir natürlich noch keine leisten, doch sobald man ein paar Fernsehrollen spielt, bekommt man die Anzüge, die man vor der Kamera trägt, für ein Drittel des regulären Preises. Also war ich irgendwann pleite, hatte aber zwei tolle Yves Saint Laurent-Anzüge. Dabei bin ich dann irgendwie geblieben.

Interview: Patrick Heidmann

Unser Fazit:
Was die Kombination historische Settings und Grusel angeht, kommt „The Limehouse Golem“ zwar nicht ganz an „Penny Dreadful“ heran, ist aber deutlich sehenswerter als zuletzt „Victor Frankenstein“. Und Bill Nighy ist auf der Suche nach einem Serienkiller im London des späten 19. Jahrhunderts auch ohne seinen typischen Humor das Highlight dieses spannenden Streifens.