Literatur

Don DeLillo

Null K

Kiepenheuer & Witsch · 13. Oktober

„Der Tod ist eine Angewohnheit, die man schwer wieder loswird“, heißt es in Don DeLillos neuem Roman. In der Tat. Wenn die Liebe nach Rilke die Aufgabe ist, für die alle anderen Aufgaben nichts als Vorbereitung sind, was ist dann der Tod? Nicht weiter schlimm offenbar, denn in „Null K“ kann man ihm per kryogener Schockstarre entgehen. Der Mann, der das Verfahren entwickelte, ist ein reicher Amerikaner, seinen Sohn konnte er allerdings nicht überzeugen. Und weil „Null K“ weder von Robert Heinlein noch von Margaret Atwood geschrieben wurde, bleibt der Tod hier vor allem ein Gedankenspiel, das einem Uni-Seminar gleicht; voller Erwägungen, die in eine recht leblose Sprache gefasst sind. Themen wie Krieg und Depression streift der Roman zu dem Zweck, das ewige Leben relativ wirken zu lassen, leider ebenfalls so unspannend wie sein Tonfall. DeLillos Spätwerk nimmt ein Jenseits vorweg, das lustvoller Betrachtung völlig abhold ist und das Ableben zu einem Nullpunkt verglimmen lässt, der nur blass pulsiert.

Markus Hockenbrink