Literatur

Christoph Ransmayr

Cox oder Der Lauf der Zeit

S.Fischer · 27. Oktober

Angesprochen auf ihre Zeit, sagen die meisten Menschen, dass sie keine hätten. Stress, Termindruck, Hektik – es herrscht ein regelrechtes Rennen gegen die Stunden. Aber: Was genau ist die Zeit? Viele Philosophen haben versucht, ihr Wesen zu verstehen. Immanuel Kant etwa war überzeugt, Zeit sei nichts weiter als eine „Anschauungsform“ unserer Vorstellungskraft, notwendig zur Orientierung, da unser Geist nicht anders könne, als die Dinge einem Vorher und Nachher zuzuordnen. Christoph Ransmayrs Romanheld Alister Cox beschäftigt damit, die unablässig verrinnende Zeit zu messen. Er gilt als einer der begabtesten Uhrmacher des 18. Jahrhunderts. Eines Tages beauftragt ihn niemand geringeres als der Kaiser von China. Er will in seinem Reich noch nie vorher dagewesene Uhren aufstellen lassen. Sie sollen fähig sein, Zeiten des Glücks und der Liebe zu messen. Sogar die Ewigkeit mögen sie bitte erfassen. Eine ungewöhnliche Geschichte, erzählt von einem grandiosen Autor, in dessen Sog man die besagte Zeit vergisst.

Sylvie-Sophie Schindler