Kino

Alle Farben des Lebens

Tobis · 8. Dezember

Wie erzählt man eine Geschichte über die physische und psychische Emanzipation eines Mannes, gefangen im Körper einer Frau? Normalerweise im Indie-Filmfestival-Look als bitteres, gerne autobiografisch gefärbtes Drama voller Frustrationen. Für mehr Publikum braucht es indes Glamour und Drama in Form hoher Budgets und echter Stars. „The Danish Girl“ hat es Anfang des Jahres mit großen Kostümen, großer Musik und Eddie Redmayne (als Frau im Körper eines Mannes) vorgemacht, nun folgt also Gaby Dellals Tragödie mit amüsanten Zwischentönen. Hier wird das spröde Thema mit etwas New Yorker Oberschichtromantik und einer skurrilen Wortwitzattitüde à la Woody Allen aufgehübscht. Will sagen: die alleinerziehende Mutter (Naomi Watts), die (ausgerechnet!) lesbische Oma (Susan Sarandon) samt Partnerin und der schon lange neu verheiratete Vater palavern über die Geschlechterzukunft von Ray (Elle Fanning), der dabei ständig um Selbstbestimmung ringt. Vereinzelt herzig, aber auch unglaublich konstruiert.

Jörg Gerle