Kino

28.06. | Kinofilme der Woche

Am Strand • Die brillante Mademoiselle Neïla

AM STRAND

Prokino • 21. Juni

AmStrandWas Ian McEwan 2007 in seiner Novelle entworfen hat, bringt Dominic Cooke nun mit „Am Strand“ auf die Leinwand. Ein ungleiches Paar verliebt sich, heiratet und lässt sich nach einer missglückten Hochzeitsnacht wieder scheiden. Im Hotelzimmer, in dem der größte Teil des Films spielt, treffen Romanze, Psychogramm und Sozialstudie aufeinander. Denn warum finden die schöne Florence (zauberhaft zart gespielt von Saoirse Ronan) und der kreative Edward (Billy Howle) körperlich nicht zueinander? Sind sie Opfer ihrer Zeit, unaufgeklärt, versteift und nicht fähig, die richtigen Worte zu finden? Sagen die beiden zu wenig, das falsche oder nicht die Wahrheit? Oder deuten die Bilder der Rückblenden einen Missbrauch Florence' an? Hat sie am Ende einfach kein Interesse an Sex oder ist Edward überhaupt nicht einfühlsam? „Am Strand“ öffnet die Türen für unterschiedliche Interpretationen – eine Stärke, die vielen zeitgenössischen Beziehungsdramen vollkommen abgeht und verpackt sie in einzige Nacht am Strand.

Marina Mucha


DIE BRILLANTE MADEMOISELLE NEÏLA

SquareOne/Universum • 14. Juni

MademoiselleNeilaDer neue Film von Yvan Attal behandelt die Frage, inwieweit Sprache in der Lage ist, eine soziale Vorbestimmtheit zum Schweigen zu bringen – und beantwortet sie eindeutig. Dozent Pierre Mazard (Daniel Auteuil) sieht sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert, es droht ein Disziplinarverfahren. Auf Vorschlag seines Uni-Präsidenten nimmt er die arabischstämmige Neïla Salah (Camélia Jordana) unter seine Fittiche, um seine Weste wieder reinzuwaschen. Der jährliche Rhetorikwettbewerb steht an und Neïla soll darin brillieren. Neben ihrer ersten Lektion „Es geht nur ums Rechthaben, scheiß auf die Wahrheit“, gibt es einiges an Schopenhauer, der Kunst der perfekten französischen Aussprache, aber auch eine Huldigung an Frankreich zu bestaunen: Einem Land, so Attal, das einem alles bieten kann, wenn man sich nur ordentlich assimiliert. Das mutet mal pragmatisch und konservativ an, mal chauvinistisch. Auf jeden Fall liefern die zwei überzeugenden Darsteller ein Maximum an wohltuender Schattierung.

Nora Harbach