Musik

22.09. | Album der Woche

Kylie Minogue • Tension

BMG

22.09. | Album der Woche - Kylie Minogue • Tension

Foto: Edward Cooke


Kylie Minogue prägt die Musikwelt seit jeher mit ihrer Mischung aus eingängigem Pop und lyrischer Tiefe. »Tension« fragt nun, wie politisch Tanzmusik sein kann

Der Nachtclub als Safe Space und Ort der Inklusion, an dem Menschen sich erst mal fallen lassen müssen, um sich wiederzufinden. Diese Reise zurück auf die Tanzfläche machte die australische Pop-Legende Kylie Minogue zur Essenz ihres 2020er Albums »Disco«. Der Name: Programm – und das in Zeiten geschlossener Clubs und eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten. Ein klassisches Disco-Album, dessen Konzept sie mit »Tension« drei Jahre später aufbricht, wie sie erklärt: »Anders als bei meinen letzten beiden Alben gab es dieses Mal kein Thema. Stattdessen ging es einfach darum, die Lebensfreude, die Fantasie und das Gefühl eines bestimmten Moments festzuhalten und alles für den Song zu tun.« Musik als Katalysator für Lebenslust und als Stütze in fordernden Zeiten. Ein Credo, das Motor und Herzstück von »Tension« bildet und den Weg einer Überlebenskünstlerin beschreibt. 2005 erhielt die Australierin die Diagnose Brustkrebs, musste sich infolgedessen mehreren Operationen unterziehen. Ein Abschnitt in ihrem Leben, dessen Reflexion sich anschließend auf Songs wie »Cosmic« und »No More Rain« wiederfand, mit denen sich Minogue einmal mehr als Songwriterin etabliert hat. Dabei ist sie mittlerweile seit über 30 Jahren im Musikgeschäft.

Drei Jahrzehnte, in denen sie sich immer wieder dem Spannungsverhältnis zwischen eingängigen Pop-Stücken und tiefergehenden Songtexten gewidmet hat. Dieser Spagat zwischen Hoch- und Popkultur ist auch auf »Tension« zu spüren. »Ich würde sagen, das Ergebnis ist ein Mix aus persönlicher Reflexion, unbeschwerten Clubsounds und einem Hochgefühl mit melancholischen Untertönen«, so die Sängerin. Gleichzeitig hätte ihr die Aufnahme dieses Albums dabei geholfen, »schwierige Zeiten zu meistern und das Jetzt zu feiern«. Trotz der erwähnten Liebe zur Tanzmusik und des Einflusses des Nachtlebens, kann man dem Pop-Superstar keinen Eskapismus unterstellen. Dafür kanalisiert sich auf Songs wie »Vegas High« und dem Albumcloser »Story« zu sehr das Bedürfnis nach Zusammenhalt und der Überwindung gesellschaftlicher Gräben durch Musik. So gilt die Sängerin seit Langem als Ikone der LGBTQIA+-Community und liefert mit ihren Songs den Soundtrack für eine neue Generation queerer Menschen. Vielleicht ist die Zusammenführung durch Musik ein ebenso frommer wie utopischer Wunsch. In Zeiten erstarkender konservativer Kräfte bleibt er allerdings umso relevanter.


Kylie Minogue

Kylie Minogue
Tension

BMG, ab 22. September

Den Nachfolger von »Disco« vergleicht Kylie Minogue mit einem Buch, dessen Seiten noch unbeschrieben sind: »Ich habe dieses Album mit einem offenen Geist und einer leeren Seite begonnen«, sagt die australische Pop-Ikone. An dieser Geschichte mitgeschrieben haben ihre langjährigen Mitarbeiter Biff Stannard und Duck Blackwell. Entstanden ist eine Platte, deren verschiedene Einflüsse den individuellen Charakter jedes einzelnen Tracks ausmachen. Herzschlag von Minogues inzwischen 16. Albums ist der Song »Padam Padam«, der von elektronischen Beats und einer ansteckenden Energie getragen wird.

Lisa Elsen