Kino

21.10. | Kinostarts der Woche

Foto: Flare Film


Walchensee Forever
Farbfilm, 21. Oktober

Im Mittelpunkt dieses mehrfach ausgezeichneten Films stehen die Frauen aus Janna Ji Wonders‘ Familie, die allesamt selbstbewusst durchs Leben gehen und dennoch schmerzhafte Narben davontragen. Alles beginnt mit dem Café am bayerischen Walchensee. Wonders‘ Großmutter hat es pflichtschuldig übernommen, während der Mann im Krieg diente, den er dann mit nach Hause brachte. Das wollte Mutter Norma nicht aushalten. Mit ihrer Schwester Frauke zog sie singend in die Welt, nach Mexiko, von dort zum Summer of Love der Hippie-Gegenkultur. Welt- und Familiengeschichte fließen hier ineinander. In Mexiko wird Norma den Vater ihrer Tochter kennenlernen. Bei ihm bleiben wird sie nicht. Stattdessen sind es Rainer Langhans und seine Kommune, die ihr Halt geben, auch weil Frauke rätselhaft ums Leben kommt. Ein Wunder, dass es von all dem so viel erzählendes Bildmaterial gibt. Janna Ji Wonders montiert das souverän, verbunden durch die Gespräche mit der Mutter, die Raum für Nachdenklichkeit und Stille schaffen.

Thomas Hummitzsch


The French Dispatch
Walt Disney, 21. Oktober

Ein genialer Maler im Gefängnis, ein Studenten-Paar mit revolutionären Absichten, ein in einen Entführungsfall verwickelter Restaurantkritiker – Wes Anderson erzählt in „The French Dispatch“ nicht eine, sondern viele kleine Geschichten, allesamt eine Verneigung vor Zeitschriften wie dem „New Yorker“. Angesiedelt sind sie irgendwann im 20. Jahrhundert, im fiktiven französischen Städtchen Ennui-sur-Blasé, wo das titelgebende Magazin von einem Grüppchen exzentrischer US-Journalisten herausgegeben wird. Dieses Sammelsurium aus schrägen Figuren und Ideen überzeugt, wie immer bei Anderson, mit einem ebenso hochkarätigen wie spielfreudigen Ensemble (zu dem Benicio Del Toro, Tilda Swinton, Frances McDormand, Owen Wilson oder Timothée Chalamet gehören), einer großen Portion Charme, amüsant-geschliffenen Dialogen und wunderbaren, bis ins Detail durchkomponierten Bildern. Einziger Einwand: mehr denn je zielt der Regisseur aufs Hirn statt aufs Herz – und setzt noch mehr auf Stil als auf Substanz.

Patrick Heidmann