Kino

19.10. | Kinostart der Woche

Killers Of The Flower Moon

· 16. Oktober

19.10. | Kinostart der Woche - Killers Of The Flower Moon

Foto: Bild aus dem Film "Killers of The Flower Moon" / Constantin Film , Paramount Pictures


Geist der Urgroßmutter

Martin Scorseses »Killers of the Flower Moon« thematisiert Geldgier und Mord auf dem Gebiet der Osage. Seele des Films ist die Schauspielerin Lily Gladstone.

Ms. Gladstone, schüchtert es ein, mit einer Kinolegende wie Martin Scorsese zu drehen?
Natürlich war ich anfangs fürchterlich aufgeregt. Aber es ist eine Sache, eine Ikone zu treffen – und eine ganz andere, einem wirklich wunderbaren, herzensguten Menschen zu begegnen. Und genau das ist er, mehr als alles andere. Er ist so liebenswert und witzig, dass man gerne Zeit mit ihm verbringt und er sehr schnell vergessen lässt, dass man womöglich mal Ehrfurcht hatte. Es hat wirklich nicht lange gedauert, bis er für mich nicht mehr der berühmte Regisseur war, sondern jemand, der genau wie ich ein Fan von Robbie Robertson ist.

Hatten Sie Sorgen, ob die Darstellung der Native Americans in »Killers of the Flower Moon« auch wirklich klischeefrei ist?
Nicht, nachdem das Drehbuch fertig war und in der Form, wie der Film diese Geschichte nun erzählt. Scorsese und sein Drehbuchautor Eric Roth haben das zugrundeliegende Sachbuch für die Leinwand in eine große amerikanische Tragödie verwandelt. Ich habe miterlebt, wie eng alle Beteiligten mit Beratern der Osage zusammengearbeitet haben, und weiß zu schätzen, wie sorgfältig und authentisch die Darstellung der entsprechenden Figuren im Film nun ist. Vor allem ist es ein Segen, dass die Geschichte nicht wieder eine ist, in der am Ende der weiße Mann der Retter ist, so wie wir es leider viel zu oft gesehen haben. Wir als Native Americans sind es normalerweise gewohnt, eher als Bestandteil der Kulisse denn als dreidimensionale Menschen dargestellt zu werden.

Wie haben Sie selbst, deren Wurzeln bei den Blackfeet und den Nez Percé liegen, sich auf die Rolle der Mollie Burkhart vorbereitet, die es ja wirklich gegeben hat?
Zunächst habe ich mir eine App heruntergeladen, um die Sprache der Osage zu lernen. So hatte ich ein wenig Vorwissen, bevor ich auch noch ein paar Monate Sprachkurs und später am Set einen Coach bekam. Freund:innen aus dem Osage County haben mir von ihren Vorfahren erzählt. Und ich habe auch an meine Urgroßmutter Lily gedacht, deren Name ich trage. Sie wurde 1896 geboren, zehn Jahre nach Mollie Burkhart, und ich bin sicher, dass diese beiden Frauen viel gemeinsam hatten, so unterschiedlich ihre Leben auch waren. Lily spielt eine große Rolle in meinem Leben: Ich bin damit aufgewachsen, dass ich ihren Geist immer an meiner Seite habe. Und nun habe ich versucht, Mollie auf die gleiche Weise in mir zu tragen. Auch, weil mir bewusst war, dass sie innerhalb dieser Geschichte sehr viel mehr repräsentiert als bloß ein einzelnes Individuum.


Killers Of The Flower Moon

  1. Oktober, 3 Std. 26 Min

In den 1920er Jahren entdeckt der Stamm der Osage Öl in Oklahoma und kommt zu unverhofftem Reichtum, was weiße Neider auf den Plan ruft, die vor nichts zurückschrecken, um sich dieses Geld unter den Nagel zu reißen. Scorsese verwandelt diese wahre Geschichte in ein dreieinhalb Stunden langes Gangster-Epos, das gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit US-amerikanischer Geschichte ist. Brillant inszeniert, atmosphärisch dicht und in eindrucksvolle Bilder übertragen – und Lily Gladstone hält spielend mit Leonardo DiCaprio und Robert de Niro mit.

Patrick Heidmann