Musik
17.06. | Album der Woche
The Black Keys • Dropout Boogie
NonesuchLoFi-High
Auf ihrem ersten Album mit neuen Songs seit drei Jahren besinnen sich The Black Keys auf ihre Anfangstage und bieten auf "Dropout Boogie" erdigen Bluesrock.
Muss schön sein: Zu wissen, egal was man anpackt – es wird ein Erfolg. In dieser komfortablen Lage dürfen sich Sänger und Gitarrist Dan Auerbach und Schlagzeuger Patrick Carney, besser bekannt als The Black Keys, wähnen. Mittlerweile. Denn der Start des aus Akron, Ohio, stammenden Duos verlief holprig. Ihr minimalistischer Blues- und Garage- Rock fand auf ihren ersten Alben in den frühen 2000er-Jahren nur wenige wohlwollende Ohren. Das änderte sich, als die zwei Unverdrossenen 2008 ihr fünftes Album "Attack & Release" veröffentlichten und ihre Karriere an Fahrt aufnahm. Und wie! Spätestens seit ihrem Album "El Camino" sind The Black Keys beides: Kult und zuverlässige Hitlieferanten. Sogar dann, wenn sich die zwei dem eigentlich sperrigen Stoff des originären Mississippi-Blues annehmen – so geschehen auf ihrem vorigen, 2021 erschienenen Album "Delta Kream" – springen Top-Five-Charts- Platzierungen heraus. Weltweit, wohlgemerkt. Nach dieser ehrenwerten Wurzelpflege servieren sie mit "Dropout Boogie" jetzt endlich wieder ein Album mit neuen Songs. Musik, die sehr an den LoFi-Sound ihrer frühen Tage erinnert: spartanischer Bluesrock. Rau. Ungehobelt. Ungeschminkt. Ehrlich.
"Das Schöne an dem, was Patrick und ich machen", verrät Auerbach, "ist, dass wir gar nicht groß an irgendetwas arbeiten müssen. Wir kommen zusammen und machen Musik. Fertig." Das klingt nach blindem Verständnis. Nach Magie, die sich im Grunde nur bei Seelenverwandten einstellt. "Da ist was dran", sagt Auerbach, "unsere zwischenmenschliche Chemie ist jedenfalls ein Geschenk." Vor gut zehn Jahren haben die beiden ihre beschauliche Heimatstadt Akron verlassen, um im wuseligen Nashville zu leben. "Music City USA" nennt sich die Tennessee-Metropole völlig unbescheiden. Laut Auerbach aber mit Fug und Recht: "Seit wir hier leben, sind wir musikalisch viel offener geworden." So kam es, dass die beiden auf "Dropout Boogie" mit einigen höchst unterschiedlichen Musikern zusammenarbeiteten. Darunter: Greg Cartwright (Reigning Sound), Angelo Petraglia (Produzent von Kings Of Leon) und – Trommelwirbel, Tusch – mit Billy Gibbons, dem so bärtigen wie legendären ZZ Top-Gitarristen. "Eigentlich wollten wir nur mit ihm abhängen", gibt Carney zu Protokoll, "doch als es dann mit der Arbeit an dem neuen Album losging, fragte ihn Dan, ob er nicht mal im Studio vorbeischauen wolle." Er wollte – und steuerte einige seiner unnachahmlichen Blues-Riffs bei.
The Black Keys
Dropout Boogie
Nonesuch, 13. Mai
Schon die Vorab-Single "Wild
Child" gibt die Richtung des
Albums vor: robuster Blues-
Rock, angereichert mit gefälligem,
zum Mitsingen einladenden
Refrain plus etwas Sound-
Schnickschnack wie Geigen,
Bläser und Chor. Im Mittelpunkt
des Geschehens von "Dropout
Boogie" stehen natürlich die
Gitarren-Riffs und der gewohnte,
sympathisch-lässige Gesang
von Dan Auerbach. Kurz: Ein Gebräu,
das einerseits nach LoFi
und Minimalismus schmeckt
– andererseits interessante
Geschmacksverstärker wie den
Gastauftritt von Billy Gibbons
zu bieten hat.
Foto: Jim Herrington
Gunther Matejka