Musik

Foto: CNR Records Belgium

Noch viel zu tun

Mit »Shades Of Joy« feiern Vaya Con Dios ein Comeback. Ein Album, das Schwung mit wichtigen Themen kombiniert, wie Sängerin Dani Klein erzählt.

Sie sind im letzten Jahr bei den belgischen Music Industry Awards für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. Wie ist Ihr Blick auf vier Dekaden im Entertainment-Geschäft?
Zunächst einmal ist es schön, solch einen Preis zu bekommen. Ich hatte eine erfolgreiche, unglaubliche Karriere. Die Welt, in der wir heute leben, ist natürlich eine völlig andere als damals. Alles geht viel schneller. Wir haben in kleinen Clubs angefangen, bis uns schließlich eine Plattenfirma entdeckt hat, ein absoluter Glücksfall. Ich denke nicht, dass es heute noch oft auf diese Weise passiert. Aber alles hat seine Vor- und Nachteile. Der Spaß an der Sache ist wichtig. Ich denke, die Generation von heute weiß, wie man Spaß haben kann, aber es passiert halt auf eine andere Weise. Emotionen scheinen dabei etwas zu verschwinden.

Ihr Album entstand in besonders schwierigen Zeiten
Ich saß während der Pandemie in Brüssel fest und begann, mit Thierry Plas und François Garny an neuen Stücken zu arbeiten. Irgendwann hatten wir sieben, acht Songs zusammen und dachten, warum machen wir nicht gleich ein ganzes Album?

Die Stellung der Frau, der Kampf um Gleichberechtigung, ist eines der zentralen Themen in Ihren Texten.
Wir haben eine Menge erreicht, keine Frage, sonst würde ich hier nicht sitzen. Es gibt aber noch viel zu tun. Sobald man sich zurücklehnt, merkt man, wie viel Arbeit noch auf uns war- tet. Wir müssen uns selbst respektieren, wir müssen nach unseren Vorstellungen leben, und nicht danach, was andere von uns erwarten.

Haben Sie so etwas wie ein ein Vorbild? Was Künstlerinnen angeht, bewundere ich Tina Turner sehr, aber auch viele andere.
Und wem würden Sie einen Lifetime Achievement Award verleihen? Am liebsten jeder Frau, der es in dieser Welt gelingt, einfach sie selbst zu sein. Die für ihre Rechte kämpft, sich selbst respektiert und ihren eigenen Weg geht. Sie merken, ich würde Frauen gern im Allgemeinen einen Preis verleihen. (lacht)

»Through With Love« heißt einer der neuen Songs auf dem Album. Ist das autobiogra- fisch, sind Sie durch mit der Liebe? Das könnte man wohl so sagen, aber das ist gar nicht traurig. Ich bin glücklich damit. Verliebtsein war immer auch mit vielen Sorgen verbunden. Bin ich okay? Bin ich gut genug? Mir gefällt es besser, wie es jetzt ist.

Sind Sie eine Optimistin?
Ich bin Realistin.

Vaya Con Dios
CNR Records Belgium
Shades Of Joy, 17.11.

Lieder wie »What’s A Woman« und »Nah Ne Nah« gehören zu den absoluten Evergreens der frühen 90er Jahre. Mit ihrer neuen Platte, geprägt von Dani Kleins großartiger Stimme, knüpfen Vaya Con Dios nicht nur an ihren klassischen Sound an, sie erweitern die stilistische Palette noch um Disco­Grooves und US-­Soul. Die Orchester­ Klänge aus Budapest und die exquisiten Bläser aus Alabama sorgen zudem für den beson­ ders geräumigen Sound dieser Songsammlung.