Musik

Foto: Dana Trippe

Wenn sich etwas einfach liest, war es schwer zu schreiben. Diese literarische Prämisse lässt sich bestens auf die Musik von Allison Russell übertragen. Mit einer gewissen Einfachheit überzeugte die Franko-Kanadierin bereits auf ihrem gefeierten Debüt, wenngleich unter der Oberfläche mehr passierte, als die gelassene Stimmung weismachen wollte. Diesen eleganten Twist verschärft sie nun zusehends. Denn der Leichtfüßigkeit von »The Returner« zum Trotz, geht es ihr um nichts Geringeres als der radikalen Rückgewinnung der Gegenwart – eine Echtzeit-Vereinigung von Körper und Geist. Dafür bedient sie sich all ihrer mannigfaltigen, künstlerischen Facetten als Songschreiberin, Dichterin und Aktivistin, und landet bei synkopischen Grooves, die ihre vielfältige Instrumentierung zum Handeln auffordern. In »Shadowlands« geht der weltmusikalische Ansatz gar ins funkige über und Russell wechselt ins Französische, wenn es ihrer Sache dient. Bei der Mühelosigkeit dieser Musik wird sich der Geist durchaus spontan seiner Körperlichkeit bewusst.