Literatur

07.02. | Buch der Woche

Alexander MacLeod • Tun, was getan werden muss

Luchterhand

07.02. | Buch der Woche - Alexander MacLeod •  Tun, was getan werden muss

Alexander MacLeod
Tun, was getan werden muss

übersetzt von Henning Ahrens
Luchterhand
Hardcover, 288 Seiten, 24,00 €

Alexander MacLeod widmet »Tun, was getan werden muss« seinen Eltern. So schließt sich ein Kreis, denn Alistair MacLeod, der 2014 verstarb, ist mit seinen Kurzgeschichten über die harsche Natur von Cape Breton Island aus der kanadischen Literaturgeschichte nicht mehr wegzudenken. Mit seinem Erzählband tritt MacLeod also unweigerlich in die Fußstapfen seines Vaters, auch wenn die Landschaft in seinen acht Kurzgeschichten meist nur eine Nebenrolle spielt. Stattdessen skizziert der Kanadier die schleichenden Dramen des Alltäglichen. Da gibt es in »Lagomorpha« beispielsweise das Ehepaar, das sich im Stress zwischen Kindererziehung und Vollzeitjob aus den Augen verliert, während die Mühle der Zeit die einstigen Gemeinsamkeiten langsam, aber stetig zermahlt, bis als letztes Bindeglied nur noch Haustier Gunter übrigbleibt. Bei dem Klavierkonzert in »The Entertainer« hingegen lässt er Menschen zusammenkommen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem unerwartet der rettende Strohhalm füreinander sind. Nicht jede Geschichte geht dermaßen glimpflich aus, denn auch vor traumatischeren Sujets wie Vergewaltigung, Serienmördern und dem Tod schreckt MacLeod nicht zurück. Die große Gabe des Schriftstellers liegt darin, innerhalb weniger Zeilen konturenscharfe Protagonisten zu schaffen, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen. So hallen die Geschichten MacLeods trotz ihrer Kürze lange nach und lassen den Wunsch offen, einem dieser Protagonisten noch mal auf Romanlänge zu begegnen.

Katharina Raskob