Literatur

Louise Erdrich
Jahr der Wunder
Hardcover
464 Seiten, 26,00 €

»Ich stand statistisch auf der falschen Seite«, stellt Tookie zu Beginn dieser packenden Geistergeschichte lakonisch fest. Völlig schuldlos ist sie zwar nicht in Haft, aber die Umstände sind maximal unglücklich. Und als amerikanische Ureinwohnerin gehört sie zu einer in amerikanischen Gefängnissen überrepräsentierten Bevölkerungsgruppe. Nach der vorzeitigen Entlassung arbeitet sie in einem Buchladen in Minneapolis, in dem sie bald vom Geist einer der »nervigsten Kundinnen« heimgesucht wird. Louise Erdrich, 2021 für ihren die Biografie ihres Großvaters aufgreifenden Roman »Der Nachtwächter« mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, führt in ihrem Werk beständig die Gegenwart mit indigener Wirklichkeit zusammen. Im »Jahr der Wunder« dringen die Pandemie und der Mord an George Floyd in den magisch-realistischen Alltag von Tookie. Der von Gesine Schröder elegant übersetzte Roman führt den Spuk der Geschichte(n) vor Augen und zeigt mit Ironie und Tiefgang, wie die Geister der Vergangenheit in der Gegenwart tanzen.