Oliver Welter
„Ein gutes Plakat muss Aufmerksamkeit erregen.“
Zur Person
Oliver Welter, Jahrgang 1963, wuchs im heutigen Bonner Stadtteil Bad Godesberg auf und infizierte sich früh und nachhaltig mit dem Rock’n’Roll. Er spielte in lokalen Bands, arbeitete als Stagehand für diverse Bonner Clubs und wurde darüber hinaus bald berüchtigt für seinen unermüdlichen Einsatz als Plakatierer. Mit 17 machte er sich selbständig und engagierte sich mit einem Freund in einer zwischenzeitlich florierenden Konzertagentur. 1994 übernahm er die Leitung von TownTalker in Düsseldorf (inzwischen Köln). Heute beschäftigt die Firma deutschlandweit 100 Mitarbeiter und erwirtschaftet Millionengewinne. Zu ihren Aktionären zählt Welter trotzdem nicht: „Das gibt mir die Freiheit, die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen, ohne dass sie von meiner persönlichen finanziellen Lage beeinflusst würden.“ Oliver Welter ist geschieden und hat drei Kinder. Er lebt in Bad Godesberg.
20.10.2008, Köln. Oliver Welter wurde aufgehalten. Seine Tochter brauchte für ein Musikreferat akut Hilfe – in Form von Papas liebsten Disco-Platten aus den 70ern. So etwas will wohl gewählt sein. Als er sein Büro im Kölner MediaPark betritt, liegen ausgebreitet auf dem Boden gut zwei Dutzend Konzertplakate, die auf das Redegat des wichtigsten deutschen Großplakatierers warten. „Der beliebteste Verschreiber: Falscher Preis!“
Herr Welter, können Sie sich an das erste Plakat erinnern, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog?
Oliver Welter: 1977, da war ich gerade 14 Jahre alt, spielten Yes in der Kölner Sporthalle. Die Tour hieß wie das Album – „Going For The One“ – und zeigte einen nackten Mann vor einer Hochhausfassade. Meine Mutter ließ mich nicht zu dem Konzert, da wollte ich wenigstens das Poster haben. Also habe ich es kurzerhand abgerissen und eingesteckt. Es war gewissermaßen der Startschuss für meine Plakatleidenschaft.
Heute werden Sie sich kaum wünschen, dass jemand Ihrem Beispiel von damals folgt und abreißt, was gut aussieht – immerhin leiten Sie mit TownTalker ein Unternehmen für Plakate und Außenwerbung.
Oh, es gibt durchaus Kampagnen, die den Diebstahl von Plakaten gleich mit einkalkulieren, gerade im Jugendbereich. Und man kann es ja auch positiv sehen: Wenn die Kids dann mit Teppichmessern anrücken und unsere Plakate abtrennen, ist das im Zweifelsfall ein Beleg für gute Arbeit, für gelungene Motive. Wir waren damals ja nicht anders. Ich erinnere mich, wie ich damals, 16 oder 17 war ich, mit meinen Freunden durch Südfrankreich gezogen bin und an den Bushaltestellen die Poster all der Punk- und New-Wave-Bands herausgeschnitten habe, die in Deutschland selten oder gar nicht auf Tour gingen: The Clash, Devo, The Stranglers... Zuhause habe ich sie dann in der Badewanne einweichen lasen, bis ich sie Schicht um Schicht abtragen konnte. Es war immer eine Überraschung, welche anderen Plakate überklebt worden waren und jetzt zum Vorschein kamen... Danach habe ich sie getrocknet und gebügelt, um sie verkaufen oder tauschen zu können.