Ingo Zamperoni
„Es geht nie darum, mich selbst zu profilieren.“
Zur Person
Ingo Zamperoni (geboren am 3. Mai 1974 in Wiesbaden) ist der Sohn einer Deutschen und eines Italieners. Seinen Zivildienst nach dem Abitur absolvierte er bei Radio Kilikfunk in Wiesbaden, anschließend studierte er in Konstanz, Berlin und Boston Amerikanistik, Jura und Geschichte und absolvierte ein Volontariat beim NDR. Ab 2002 war er als Reporter für die „Tagesschau“ und die „Tagesthemen“ unterwegs, 2007 übernahm er die Moderation des „Nachtmagazins“, 2012 wechselte er zunächst als Vertretung ins Moderatoren-Team der „Tagesthemen“. Ab Februar 2014 war er für gut zwei Jahre als Korrespondent im ARD-Auslandsstudio in Washington tätig, seit Oktober 2016 moderiert er wieder im Wechsel mit Caren Miosga und Pinar Atalay die „Tagesthemen“. Zamperoni lebt mit seiner Frau, einer Amerikanerin, und drei Kindern in Hamburg.
22. März 2018, Hamburg. Wer regelmäßig die „Tagesthemen“ schaut, dem ist Ingo Zamperoni auch im Gespräch vertraut. Ein stets leicht verschmitztes Lächeln umspielt seine Gesichtszüge, dazu dieser Singsang im Duktus: Der Mann, der uns in jeder zweiten Woche die Nachrichten und Krisen aus der ganzen Welt näherbringt, ist ein sehr nahbarer Gesprächspartner. Freimütig aber wohlüberlegt spricht man fast eineinhalb Stunden im schönen Ambiente des Literaturhauscafés mit Blick auf die Alster über politische und persönliche Themen. Zamperoni beziffert den Schaden, den Trump seinem Land und der Welt zufügt. Erläutert die Probleme, vor denen der Journalismus heute steht. Und erklärt sein Selbstverständnis als Gesicht der „Tagesthemen“ in diesen bewegten Zeiten.
Herr Zamperoni, was denken Sie, wie häufig wird in diesem Gespräch der unverblümte Privatmensch mit dem abwägenden „Tagesthemen“-Moderator in einen inneren Meinungskonflikt geraten?
(grinst) Also, ich mache diesen Job jetzt regelmäßig seit gut eineinhalb Jahren. Dabei bin ich eigentlich nur ein einzelner Redakteur in einer großen Redaktion, dort diskutieren wir alle gemeinsam, ringen um die Themen und die Gestaltung der Sendung. Am Ende bin ich aber eben derjenige, der die Nachrichten verkauft, neben Pina Atalay und Caren Miosga bin ich das Gesicht dieser Sendung. Damit ist schon eine gewisse Verantwortung verbunden, die ich auch immer mal wieder spüre: Ich bin eben nicht nur für mich und meine Vorstellung von Journalismus unterwegs, sondern auch im Auftrag und als Gesicht dieser doch sehr wichtigen Nachrichtensendung. Und mit diesem Wissen im Hinterkopf tritt man in der Öffentlichkeit schon ein bisschen anders auf.
Passiert das intuitiv oder mit Plan und Steuerung?
Es ist nicht so, dass ich mich da ununterbrochen checke, und ich bin sowieso nicht der Typ, der jedes Wochenende feiernd über den Kiez zieht. Aber natürlich überprüfe ich meine öffentlichen Aussagen noch mal anders. Auf Twitter beispielsweise. Da halte ich mit meiner Meinung zwar nicht hinterm Berg, aber ich denke schon ein bisschen intensiver über die Dinge nach, die ich so in der Sendung sicher nicht sagen würde. Weil ich eben gemerkt habe, dass da nicht unterschieden wird.