Henning Scherf
„Ich glaube nicht, dass Geld das Hauptproblem ist.“
Zur Person
Henning Scherf wurde am 31.10.1938 in Bremen geboren. Er studierte Rechts- und Sozialwissenschaften und promovierte 1968 zum Dr. jur. Er trat mit 25 in die SPD ein und zog 1971 in die Bremer Bürgerschaft ein. Seit 1978 ist er Mitglied der Landesregierung als Senator für Soziales, für Bildung und als Justizsenator. Von 1995 bis 2005 hatte er das Amt des Bürgermeisters inne. Er engagiert sich im ökumenischen Lehrhaus Bremen und für die Stiftung „Pan y Arte“, die Kulturprojekte in Nicaragua finanziert. 2006 erschien sein Buch „Grau ist bunt – Was im Alter möglich ist“. Scherf hat drei Kinder und sieben Enkelkinder. Er lebt mit seiner Frau Luise und vier Freunden in einer Hausgemeinschaft in Bremen.
06.11.2007, Bremen. Dr. Henning Scherf kommt als Prototyp der „neuen Alten“ daher: vital, kreativ, streitbar. Im Rathaus, seinem alten Arbeitsplatz, hält der pensionierte SPD-Politiker angesichts von Pflegenotstand und Altersarmut ein leidenschaftliches Plädoyer für das Zusammenrücken der Generationen.
Herr Scherf, Albert Einstein nannte es ein Menschenrecht, mit dem Alter dümmer und fauler werden zu dürfen. Können wir uns so eine Haltung in Zukunft noch leisten?
Henning Scherf: Albert Einstein ist ja nicht dümmer und fauler geworden, sondern witziger. Er hat sich nicht auf seinen Nobelpreis-Lorbeeren ausgeruht, sondern ist lebendig geblieben. Dass ein alter Mensch demonstriert: Mir ist egal, was ihr von mir denkt; ich bin so, wie ich bin – das ist innere Freiheit. Einstein hat im Alter nicht mehr so tolle Forschungsergebnisse gebracht, aber er war ein Vorbild für Millionen. Forschen und Entdecken, Unfassbares formulieren – das kommt aus kreativen Köpfen. Und Kreativität entsteht, wie bei Einstein, indem man gegen die Konventionen lebt.