Heinrich Horwitz

Heinrich Horwitz

„Minderheiten mehr Sichtbarkeit zu geben, ist keine Übertreibung.“

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  • Melina Mörsdorf
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Zur Person

02. September 2019, Hamburg. Ein Treffen im Café Panther im szenigen Karolinenviertel. Erst vor ein paar Tagen hat sich Heinrich Horwitz als divers geoutet: Heinrich sieht sich weder als Mann oder Frau, empfindet die klassischen Geschlechterkategorien als einengend und lehnt diese deshalb ab. Während des Gesprächs in einer versteckten hinteren Ecke des Cafés funkeln Heinrich Horwitz‘ Augen immer wieder leidenschaftlich auf. Auch die Stimme wird regelmäßig lauter. Man spürt die Leidenschaft, dem Thema Diversität eine öffentliche Stimme zu verleihen.

Heinrich Horwitz, als ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass Sie den Vornamen Heinrich in Ihren Ausweis haben eintragen lassen, dachte ich sofort an das Thema Transidentität. Nervt Sie das?

Nein, gar nicht. Allerdings macht es auch deutlich, an welcher Stelle es in unserer Gesellschaft noch viele Defizite gibt. Es existieren in den Köpfen der meisten Menschen weiterhin nur zwei Geschlechter – und wenn man die eine Kategorie nicht erfüllt, dann gehört man automatisch zu der anderen. Es ist allgemein Konsens, zu kategorisieren und in Schubladen zu denken, alles erklären und einordnen zu wollen. Das zeigt sich bei fast allem.

Warum haben Sie sich entschieden, Ihren neuen Namen in Ihren Personalausweis eintragen zu lassen?

Zum einen ist da mein sehr persönlicher Zugang zum Thema. Es geht mir aber auch um das politische Statement. Ich verweigere mich damit dieser eindeutigen Zuschreibung, dieser Benennung. Dadurch entstehen Gespräche, die uns über Identität als einen fluiden Zustand nachdenken lassen – und nicht als einen abgeschlossenen Vorgang. Ich hätte mich auch entscheiden können, mir den ganzen Stress und die Arbeit zu ersparen. Aber in diesen Prozess zu gehen und mich immer wieder erklären zu müssen, ob ich nun männlich oder weiblich sei, entsprach auch meinem Wunsch nach mehr Sichtbarkeit. Die Menschen in meinem Leben, die mir wichtig sind – meine Partnerin, Freund*innen oder Familie – nennen mich ja bereits Heinrich.

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