David Sedaris

David Sedaris

„Ich wollte nie das Opfer sein.“

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  • Simon Koy
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Zur Person

14. September, München. Der US-amerikanische Schriftsteller David Sedaris, der nicht besonders groß gewachsen ist, versinkt in seinem Sessel in einem Nebenraum des Atriums im Hotel Bayerischer Hof. Gut sieht er aus. Entspannt, viele Lachfalten, wache Augen. Wartet gespannt, was da gleich kommt. Mitgebracht haben wir zwei Köder, um ihn bei Laune zu halten: „Schmalznudeln“ beziehungsweise „Auszogne“, wie man sie in Bayern nennt. Frisch gebackenes, fettes, gezuckertes Gebäck. Die Feststellung, dass Sedaris geradezu gierig-glücklich über die Mitbringsel ist, ist nicht übertrieben. In den kommenden 60 Minuten wird er zwei Schmalznudeln verputzen. Gut, denn es gibt einiges zu besprechen: langweilige Gefühle, Homosexualität, Alkoholismus, den lieblosen Vater, anstößige Witze. Dabei wird natürlich: viel gelacht.

David, seit über 40 Jahren schreiben Sie Tagebuch. Und man darf wohl hinzufügen: wie ein Besessener.

Seit ich vor ein paar Tagen nach Europa gekommen bin, habe ich um die 700 Postkarten gekauft. Vier davon werden in meinem Tagebuch landen. Als ich in Italien war, wurde ich auf der Bühne interviewt und der Übersetzer hat Notizen gemacht. Schätze, auch die werde ich verwenden. Wenn ich irgendwo schönen Müll auf dem Boden finde: ins Tagebuch damit. Ebenso wie ein Stück der Müslischachtel neulich, das ich ausriß.

Sie haben bislang etwa 160 Tagebücher nicht nur geschrieben, sondern auch weitgehend selbst gestaltet, mit Zeichnungen und Collagen im Innenteil. Die Cover der Bücher zeichnen Sie selbst. Oder Ihr Lebenspartner Hugh. Jedes Tagebuch ist ein Unikat. Fast alle haben Sie inzwischen der Yale Universität überlassen. Wozu dieser Aufwand?

Ich halte einfach gerne alles fest. Das Tagebuch-Schreiben ist ein Zwang, daraus ein Buch zu machen eher ein Hobby. Es macht mir einfach Freude, viel darüber nachzudenken und kreativ zu sein. Meine Souvenirs sind meistens flach, damit sie ins Tagebuch passen.

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