Christian Friedel

Christian Friedel

„Kunst ist für mich die beste Form der Erziehung.“

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  • Carsten Beier
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Zur Person

23. Januar 2024, Dresden. Christian Friedel öffnet die Tür zu seiner Garderobe. Wir sind im Staatsschauspiel, wo er einige Jahre zum Ensemble gehörte und hin und wieder noch spielt, zurzeit den »Macbeth«. Heute soll es aber ums Kino gehen. Friedel brilliert in »The Zone of Interest«, einem experimentellen Drama über das Familienleben des Auschwitz-Leiters Rudolf Höß. An diesem Nachmittag werden die Oscar-Nominierungen verkündet und Friedel räumt dem Film gute Chancen ein. Wir beschließen, die Zeremonie gemeinsam im Livestream zu schauen. Aber zunächst geht es um die Frage, wie er zum Hauptdarsteller dieses erstaunlichen Films wurde.

Christian Friedel, in „The Zone of Interest“ spielen Sie Rudolf Höß, unter dessen Aufsicht in Auschwitz jeden Tag Tausende Menschen ermordet wurden. Dieses Grauen zeigt Autorenfilmer Jonathan Glazer nicht: seine Kamera bleibt in der Familienvilla, vor deren Haustür das KZ beginnt. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?

Alles, was ich im Vorfeld wusste, war, dass es sich um ein neues Projekt von Jonathan Glazer handelt, sonst nichts. Dafür habe ich dann eine Art Bewerbungsvideo aufgenommen. Ich sollte mich vorstellen und sagen, warum ich Schauspieler geworden bin, und konnte selbst entscheiden, ob ich das auf Englisch oder auf Deutsch mache. Und da habe ich schon gerochen, dass da jemand auf der Suche nach Natürlichkeit war. Deswegen habe ich mich entschieden, es auf Deutsch zu machen. Das war meine Eintrittskarte, Jonathan zu treffen. Von ihm erfuhr ich dann, dass ich der Einzige war, der es auf Deutsch gemacht hat. Er hat kein Wort verstanden, aber die Natürlichkeit gefühlt.

Wie ging es weiter?

Er hat mir erzählt, worum es geht, die ganze Geschichte. Er hat Fotos gezeigt, seine Recherche ausgebreitet. Er hat seine Vision dargelegt: dass es kein historischer Film im klassischen Sinne werden soll, sondern ein moderner Film. Denn als die Familie Höß nach Auschwitz gezogen ist und dieses Leben begonnen und diesen Garten angelegt hat, da waren die Mauern neu, die Möbel neu, und das sollte man fühlen. Es durfte keine Klischees geben. Jonathan wollte heutigen Menschen so nah wie möglich kommen. Dieser Film sollte ein Spiegel sein.

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