Bernhard Paul

Bernhard Paul

„Nüchterne Dinge haben in meiner Welt nicht viel verloren.“

Autor/in
Fotos
  • -
Leserbewertung

Zur Person

04.02.2014, Köln. Über drei Monate dauerte die Termin-Abstimmung mit dem vermutlich bekanntesten, sicher aber umtriebigsten Zirkus-Direktor Europas. Denn trotz seiner 66 Jahre arbeitet der gebürtige Österreicher Bernhard Paul sieben Tage die Woche durch. Seit er sich 1976 seinen großen Traum erfüllte und mit dem Circus Roncalli die Poesie zurück in die Manege brachte, kennt er keinen Stillstand. Er entwickelt immer neue Konzepte, Varieté-Theater und Programme zwischen Clownerie, Musik, Artistik und Historie. In charmantem Wiener Schmäh berichtet er von Vergnügen, Last und Tücke mit einer Zirkus-Familie, den Problemen des heutigen Zirkus – und der Leidenschaft eines Menschen, der sich als Bewahrer alles Schönen sieht, das in der modernen Welt in Vergessenheit zu geraten droht.

Herr Paul, wie geht es dem Clown in Zeiten der Moderne?

Bernhard Paul: Der Clown ist aus einer anderen Welt, nein: aus einem anderen Universum. Dem ist das alles egal. Schon als Hofnarr hat er Könige überlebt, und ich allein habe schon vier Bundespräsidenten überlebt.

Und wie geht es dem Zirkus in der heutigen Zeit?

Er hat andere Feinde als früher. Im Dritten Reich hatte er einen ganz speziellen Feind, dem viele Zirkusmenschen zum Opfer gefallen sind. Heute heißt der Feind zum Beispiel EU. Der Zirkus hat keine Lobby und ist auch nicht existent. In der Berufsgenossenschaft gibt es den Beruf des Artisten gar nicht, der wurde der Gastronomie zugeteilt. Sie sprechen also mit einem Gastronomen – so wichtig wird der Zirkus in Deutschland genommen. Uns wurde erzählt, mit der EU kämen unglaubliche Vorteile. Wir sollten nirgends mehr einen Pass vorzeigen müssen und die Bestimmungen seien überall gleich...

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.