Benno Führmann

Benno Führmann

„Die Spannung zwischen Gottvertrauen und Zweifel ist mein Benzin.“

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  • Pascal Bünning
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Zur Person

19. Januar 2024, Hamburg/Berlin. Für Benno Fürmann ist die Zeit gekommen. Er muss reden. Er will reden und damit auch preisgeben. 25 Jahre, sagt er, hätten seine Agenturen und er versucht, tiefere Einblicke ins Private zu vermeiden. In der Tat blieben früher Gespräche mit Benno Fürmann oft an der Oberfläche, drehten sich um Rolle und Film. Jetzt, so hat man den Eindruck, zwingen ihn seine Reife und seine Erkenntnisreisen dazu, sich zu öffnen. Sogar ein Buch hat er geschrieben, sich als hochspiritueller Suchender geoutet. Jetzt sitzt er mit Strickmütze über dem inzwischen kahlen Schädel wie ein selbstbewusster Tormann in Erwartung eines Elfmeters vor dem Rechner in seiner Wohnung in Prenzlauer Berg. Im Hintergrund ist ein schwarzes Klavier zu erkennen. Seine Tochter habe früher darauf gespielt, sagt er. Inzwischen sei es eher ein Möbelstück. Fürmann und der Interviewer sind sich schon einmal begegnet – vor genau 20 Jahren in Südafrika, als der Schauspieler als Siegfried in einer Nibelungen-Verfilmung vor der Kamera stand.

Benno Fürmann, zwanzig Jahre ist unsere erste Begegnung her, eine lange Zeit. Liest man Ihr Buch, habe ich jetzt einen völlig anderen Menschen vor mir.

Naja, es fühlt sich schon wie dasselbe Leben an, nur ein bisschen gebrauchter.

Ich habe das Gefühl, da ist mehr passiert. So viel, dass ich fragen möchte, ob der frühere Fürmann Ihnen nicht vielleicht sogar ein bisschen fremd erscheint? Was können Sie noch mit dem Drachentöter anfangen oder mit dem Boxer aus der Bubi-Scholz-Story?

Das ist die große Frage, an der sich auch Psychologen die Zähne ausbeißen. Inwieweit sind wir in der Lage, uns wirklich zu verändern? Inwieweit sind wir immer wir selbst? Es ist interessant, dass Sie gerade den Bubi Scholz ansprechen. Ich habe mir die Bubi-Schulz-Story neulich mit einer Freundin noch mal genau angeschaut. Ich sehe dort einen entfesselten jungen Mann, den ich kenne und auch von innen heraus spüre, mit dem ich mich verbunden fühle. Zwischen uns liegen aber so viele Kilometer gelebtes Leben, dass ich, würde ich die Rolle noch einmal spielen, ihr ganz andere Schwerpunkte verleihen würde. Meine Farbpalette wäre die selbe, aber das Blau wäre dunkler, und das Gelb wäre heller. Ich boxe zwar immer noch, aber als damals 25-jähriger Kerl war ich sicherlich besser besetzt. Heute würde ich gesetzter wirken, was der Rolle vielleicht nicht angemessen wäre. Aber ich mag den Film immer noch und das heißt schon was. Wir sind ja als Schauspieler abhängig von unserer Tagesform. Anders als beim Theater, wo man am nächsten Abend immer noch etwas verändern kann, brennt sich deine Leistung für immer in das Zelluloid ein. Deshalb war mein Werdegang als Schauspieler nicht nur eine Reifung, ich musste auch lernen, mir Dreh für Dreh nicht mehr so viele Gedanken zu machen und irgendwann jeden einzelnen Film loszulassen.

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