Benjamin Biolay
„Es geht immer darum, das Leben mit Würde zu ertragen.“
Zur Person
Benjamin Biolay wurde am 20. Januar 1973 im französischen Villefranche-sur-Saône geboren. Nach seiner Ausbildung am Konservatorium in Lyon, an dem er in den Fächern Tuba und Violine seinen Abschluss machte, kehrte er Anfang der 90er Jahre der klassischen Musik mehr oder weniger den Rücken und widmete sich fortan der Popmusik. Bekannt wurde der Franzose durch das Comeback-Album „Chambre avec vue“ des Chansonniers Henri Salvador, an dem er 1999 zusammen mit der Musikerin Keren Ann arbeitete. Seitdem ist er unter anderem durch seine zahlreichen Kollaborationen mit anderen Musikern bekannt geworden, unter anderem seiner Schwester Coralie Clément, für die er die drei Alben „Salle de pas perdus“ (2001), „Bye Bye Beauté“ (2003) und „Toystore“ (2008) geschrieben hat. Stilistisch wird Biolay dem „Nouvelle Chanson“ zugeordnet, obwohl er laut eigener Aussage mit diesem Genrebegriff nichts anfangen kann. Der Musiker lebt und arbeitet in Paris.
29.09.2009, Berlin. Mittags. Benjamin Biolay ist müde und zerknittert – er ist gerade erst aufgestanden. Joints vor dem Frühstück sind kein Problem, was die Sache nicht dynamischer macht. Wo ist der gut aussehende, stilsichere Dandy, von dem alle schwärmen, wenn vom „neuen Serge Gainsbourg“ die Rede ist, vom „Retter des Chanson“? Achtung: Jene Beinamen mag der französische Musiker überhaupt nicht, auch wenn sie noch so sehr auf der Zunge brennen. Stattdessen also ein Gespräch über Sex, seine Mutter und die Macht von Dior-Anzügen. Und eine Erkenntnis: Vergessen ist der Dandy, vergessen ist ausgeschlafen sein, vergessen ist Gainsbourg. Braucht Biolay alles nicht. Er hat ja seine Stimme, tief und sonorig.
Monsieur Biolay, ich kann mich nicht entscheiden: Ob ich Sie anmaßend oder einfach arrogant finden soll. Oder beides.
Benjamin Biolay: Oh, ein interessanter Einstieg. Warten Sie, ich zünde mir eine Zigarette an. Stört es Sie, wenn ich rauche?
Nein. Bitte, rauchen Sie.
Ich mache ein Fenster auf. Wieso finden Sie mich arrogant, oder anmaßend, oder sogar beides?