Ausstellungstipp

Ulrike Rosenbach in Karlsruhe

Ulrike Rosenbach in Karlsruhe

Foto: © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Felix Grünschloß


Anlässlich ihres 80. Geburtstags zeigt das ZKM | Karlsruhe noch bis Januar eine umfangreiche Ausstellung über das Werk der Künstlerin Ulrike Rosenbach. Damit gibt die Ausstellung Einblicke in die Arbeit einer Pionierin der Medienkunst in Deutschland, die stereotype Frauenbilder dekonstruierte und sich einem in den 70er Jahren neuartigen Medium in der Kunst widmete: dem Video.

Botticellis Venus auf dem Prüfstand, heulende Sägemaschinen und jede Menge Salz auf dem Boden. Ulrike Rosenbach setzt sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit Fragen der weiblichen Identität, geschlechterspezifischen Rollenzuschreibungen sowie der ganzheitlichen Beziehung von Mensch und Natur auseinander. Nun würdigt das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe das Schaffen der Künstlerin und Professorin mit einer umfassenden Werkschau. Unter dem Titel »Ulrike Rosenbach. heute ist morgen. Werke seit 1969« sind über 120 Exponate der renommierten Performance- und Videokünstlerin zu sehen. Darunter Objekte, Videos, Medieninstallationen und -skulpturen, Fotografien und Zeichnungen.

Rosenbach begann in den frühen 1970er-Jahren mit dem Medium Video zu experimentieren. Beeinflusst von der Fluxusbewegung und Body Art machte sie sich die Ausdrucksmöglichkeiten des Mediums Video zunutze, zitierte zugleich bekannte Motive der Popkultur und schrieb sie mit feministischer Feder um. So nahm sie mit "Art is a Criminal Action" Bezug auf Andy Warhols "Triple Elvis", setzt ihr eigenes Porträt in einen Siebdruck von Warhol. Darauf zu sehen: Rosenbach, breitbeinig mit Jeans und dem Colt im Anschlag. Daneben: Elvis Presley. Ein Akt der der Selbstermächtigung, durch die Inszenierung ihrer kämpferischen Pose. Ein Akt der Aneignung des Werks einer der bekanntesten Popstars der US-amerikanischen Kunstszene der 60er Jahre. Eine von vielen Überfiguren des Popkanons, die Rosenbach mit ihrer Kunst zu gleichen Teilen entzaubert und weiterdenkt.

Zentrum ihrer Arbeit war und ist die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper als Kunstfläche - und das in all seinen Facetten. Mal in Traumcollagen, die auf fast schon übersinnliche Art nach dem Verhältnis von Körper und Natur fragen. Dann wieder in der Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper in seiner Funktion der Mutterschaft. Arbeiten wie "Einwicklungen mit Julia" oder "Der Muff und das Mädchen" sind Reflexionen ihre Rolle als Frau, Künstlerin und alleinerziehende Mutter in der Gesellschaft. Während sie Kameras an ihrem Körper montiert, demontiert sie traditionelle Rollenvorstellungen, Stereotype die aus der Zeit gefallen sind. Universelle Antworten gibt sie nicht, da darin nicht die Funktion der Kunst liegt. Ihre Bildsprache fragt vielmehr danach, wie man als Frau in eine Welt passen soll, die sich aus patriarchalen Normen zusammensetzt und eröffnet damit den Raum für Diskussionen außerhalb des männlich-dominierten Kunstbetriebs.

Mit ihren Arbeiten schrieb sie Mediengeschichte und ist trotzdem bis heute mehr als nur eine Pionierin der Videokunst, deren Arbeiten sich auf wenige Schlagworte herunter brechen ließen. Frühe Performances erhielten international große Anerkennung und ließen sie durch Teilnahme an Ausstellungen wie unter anderem an der documenta 6 (1977) und documenta 8 (1987) zu eine der international gefragtesten Medienkünstlerin werden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 07. Januar 2024 im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe zu sehen. Weitere Informationen gibt es hier.