Ausstellungs-Tipp

Tauba Auerbach in Kassel

Tauba Auerbach in Kassel

Foto: Tauba Auerbach, Lance Brewer


Das Fridericianum in Kassel widmet sich in einer umfangreichen Werkschau der Arbeit Tauba Auerbachs und präsentiert mit "Tide" die erste Einzelausstellung der US-Künstlerin in Deutschland. Gezeigt werden über 100 aktuelle Werke Auerbachs, darunter Zeichnungen, Skulpturen und Filme.

Sprudelnde Farben, eingefroren hinter Glas. Beschäftigt man sich eingehender mit dem Werk Tauba Auerbachs, dann kommt man um das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst nicht herum. Um diese Beziehung kreist Auerbach in ihrer Arbeit, lotet die Grenzen zwischen Ästhetik und physikalischen Gesetzen aus – wie eine Alchemistin des 21. Jahrhunderts. Wer sich einmal in ihrem ebenso faszinierenden wie unerschöpflichen Universum aus Buchstaben, Seifenblasenmaschinen und Objekten aus dem 3D-Drucker begeben hat, der findet aus dieser Welt nicht mehr so schnell heraus. Die Ausstellung gleicht dabei einem Versuchslabor, in dem sich die US-Künstlerin auf die Suche nach der (fast) perfekten Form begibt. Für die Videoinstallation "Pilot Wave Induction" hat sie beispielsweise Silikonetropfen in einem Lautsprecher gefilmt. Um herauszufinden, in welche Richtung sich die millimetergroßen Tropfen nach dem Aufprall bewegen – und Gedanken aus der Quantenphysik in die poetische Sprache der Kunst zu übersetzen. Die Kühle der Wissenschaft bildet für sie jedoch keinen Kontrast zu dieser Sprache, sondern versteht sich als Erweiterung, um die Kunst in ihrer gesamten Dimension begreifen zu können. Dabei hat sie einige Exponate eigens für die Ausstellung angefertigt - nicht so die Arbeit mit dem Titel "7S 7Z 1S 2Z". Dabei handelt es sich um eine Maschine, die Ähnlichkeiten zu einem Spinnennetz aufweist und aus Kabeln, Gewichten und ganz viel Seifenwasser besteht, während "Foam" an die Blutbahnen des menschlichen Körpers erinnert. Dafür machte Auerbach Nahaufnahmen von Schaum, die Bilder vergrößerte sie anschließend und ließ darauf ein chaotisches Zusammenspiel aus Farbpunkten entstehen. Hinter all dem verbirgt sich die Suche nach dem, was die Welt in ihrem Kern zusammenhält. Dieser Frage nähert sich die Künstlerin mittels wissenschaftlichen Systemen, egal es sich dabei um Mathematik, Physik, Philosophie oder Linguistik handelt und erweitert ihren Kosmos um die Auseinandersetzung mit eben diesen Disziplinen. Und ihre bevorzugte Form? Die Helix, von der sie „positiv besessen“ ist, wie sie im Ausstellungskatalog zitiert wird.

Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Januar 2024 im Kasseler Fridericianum zu sehen. Weitere Informationen gibt es hier.