Musik

26.04. | Album der Woche

Hollow Coves • Nothing To Lose

Nettwerk · 1. April

26.04. | Album der Woche - Hollow Coves  • Nothing To Lose

Foto: Catherine Bernier


Zurück zur Natur

Die Karriere von Matt Carins und Ryan Henderson beginnt, ohne dass sie es merken. Heute zählen Hollow Coves zu den großen Acts des Indiefolk-Genres.

Die Geschichte der Hollow Coves klingt fast nach der von Sixto Rodriguez alias Sugar Man. Eure Musik wird von Zigtausenden gehört. Ihr ahnt zunächst nichts davon.

Matt Carins: Das war verrückt. Wir können es immer noch nicht fassen, wie wir hier gelandet sind. Wir hatten ein paar eigene Songs auf Soundcloud hochgeladen und sind anschließend auf Reisen gegangen. Irgendwann riefen Freunde an und erzählten uns, was abgeht. Die Lieder wurden über eine Million mal abgerufen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht mal zusammen live gespielt.

Bei den ersten Shows lief es nicht ganz rund.

Matt Carins: Wir traten als Matt und Ryan auf, es kamen drei Leute zum Auftritt. Mir rissen die Saiten, wir hangelten uns irgendwie durchs Set. Das war eine ziemliche Katastrophe.

Ryan Henderson: Dann nannten wir uns Hollow Coves und es waren wieder nur drei Zu- schauer anwesend. Uns wurde langsam klar, dass es nicht von allein läuft. Nach und nach wurde es besser, die Clubs füllten sich. Das Ganze nahm immer größere Ausmaße an.

Mit den großen Träumen, die sich erfüllen, ist das so eine Sache. Machte euch das Ganze auch mal Angst?

Matt Carins: Wir hatten das Glück, dass es in einem nachvollziehbaren Tempo ablief. Es geschah nicht über Nacht, dass wir plötzlich vor 20.000 Leuten spielten.

Ryan Henderson: Vor einiger Zeit fragte uns ein Journalist, wie sich das anfühlt, es geschafft zu haben. Da mussten wir ziemlich schmunzeln, weil wir in solchen Kategorien überhaupt nicht denken. Für uns war das ein guter Anlass, mal innezuhalten und für uns klarzumachen, was wir wollen. Am Ende geht es nicht um irgendwelche Abrufzahlen, sondern um unsere Leidenschaft für die Musik, um Songs, die die Menschen auf eine bestimmte Art berühren.

Gab es für das neue Album eine bestimmte Philosophie, eine Vision, wohin eure Entwicklung als Songschreiber und Musiker gehen sollte?

Matt Carins: Ich wünschte, ich könnte jetzt irgendetwas Bedeutungsvolles sagen, aber eigentlich war es so wie immer. (lacht) Wir schauen einfach, was so passiert. Wir machen Musik, das ist alles.

Ryan Henderson: Wenn es eine Botschaft gibt, dann die, dass die Leute sich wieder mehr aufs Wesentliche konzentrieren sollten. Alle hängen auf Social Media ab, statt Zeit in der Natur zu verbringen. Wir kennen das ja auch. Dabei ist es so viel schöner, einfach mal die Stille zu genießen.

Hollow Coves Hollow Coves
Nothing To Lose

Nettwerk • 1. April

Nach ihrem digital veröffentlichten Debüt »Moments« (2019) gibt es die Musik des australischen Indiefolk-Duos jetzt auch haptisch. Das LP-Format passt zum oldschooligen Sound der beiden. Songs wie das sehnsüchtige »Photographs«, der sommerliche Swing von »Be Alright« oder »See You Soon« mit seiner sanften Aufbruchstimmung schimmern in einem Mix aus Singer-Songwriter-Stoff à la Simon & Garfunkel und zeitgenössischen Acts wie den Lumineers oder Paper Kites – Entschleunigungspop zum Entspannen.

Ingo Scheel