Stefan Glowacz

Stefan Glowacz

„Ich will möglich machen, was andere für unmöglich halten.“

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Zur Person

15. Dezember 2023, Garmisch-Partenkirchen. Nein, er hängt nicht irgendwo an einem Felsen, als wir ihn am Telefon erreichen. Stefan Glowacz ist mal wieder im Tal angekommen, und in knapp zwei Stunden wird er vor einem Publikum stehen, um einen Vortrag zu halten. Er inspiriert die Menschen. Die wenigsten trauen sich zu, was der Extremkletterer wagt. Seine letzte Expedition führte ihn nicht nur an Bergwände, sondern unter anderem in autoritäre Staaten wie Iran und Tadschikistan. Teilweise lebte er völlig abgeschirmt von der restlichen Welt, ohne Handyempfang und Internet. Dass auch hierzulande die Zeiten düsterer werden, hält er für möglich. Trotzdem lässt er sich nicht davon abbringen, weiterhin neugierig auf das Leben zu bleiben. Sein unerschütterlicher Optimismus ist während unseres Gesprächs stets zu spüren. Keine Frage, dieser Mann schreckt vor nichts zurück. Das half ihm auch, als er eine beängstigende Diagnose bekam.

Stefan Glowacz, ließe sich sagen, dass Sie vom Klettern besessen sind?

Schon als Kind bin ich jeden Felsblock hoch, wenn ich mit den Eltern beim Wandern war. Bereits da war ich total fanatisch. Mit siebzehn Jahren habe ich eine Lehre als Werkzeug¬macher angefangen, aber eigentlich hat mich nur das Klettern interessiert. Jede freie Minute habe ich genutzt, um irgendwo hochzuklettern. Sieht also so aus, als könnte ich nicht anders. (lacht) Natürlich muss man besessen sein, wenn man das schaffen will, was ich erreicht habe. Anders geht es nicht. Das lässt sich übertragen auf alle erfolgreichen Menschen. Wer sich ein außergewöhnliches Ziel setzt, der braucht nicht nur Leidenschaft, sondern eben auch Besessenheit, um dorthin zu kommen. Denken wir an Steve Jobs oder Elon Musk. Sie gehören zu den Menschen, die eine große Vision haben, die sie gegen alle Widerstände realisieren wollen. Selbst zu dem Preis, dass sie dabei völlig untergehen. Auch wenn es in einer Katastrophe endet, man will sich selbst beweisen, alles, aber auch wirklich alles in die Waagschale geworfen zu haben. Ich kapituliere vor keiner Wand, sondern gehe sie unter allen Umständen an. Täte ich das nicht, würde mich das mein ganzes sportliches Leben verfolgen. Ich würde mir vorwerfen, nicht genügend Energie investiert zu haben, nicht hart genug gegen mich selbst gewesen zu sein.

Sie wollen sich quälen.

Wenn ich mich schinden kann, bin ich ein glücklicher Mensch. Je mehr ich leiden muss, desto intensiver erlebe ich die Augenblicke des Lebens. Oft ist man schon erschöpft, bevor man überhaupt mit dem Klettern loslegen kann. Man steigt ja nicht eben mal aus dem Auto und da ist dann der Berg, sondern ist kilometer- und tagelang unterwegs, bis man ankommt. Ich bin unter anderem bei Dauerregen durch Dschungel-Schlamm gewatet und über Wildflüsse gepaddelt und dabei beinahe ertrunken.

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