Marcus Wiebusch
„Wenn heute jemand ‚Gutmensch’ sagt, kann man eigentlich sofort den Revolver entsichern.“
Zur Person
Marcus Wiebusch kam am 19.07.1968 in Hamburg-Wilhelmsburg zur Welt, damals ein sozialer Brennpunkt, dessen Atmosphäre ihn schon früh zur Punk-Bewegung trieb. 1991 gründete er die Punkband ...But Alive, die bis 1999 vier Alben über das eigene Label ‚BA Records’ veröffentlichte. Parallel spielte er ab 1995 auch in der Punkband Rantanplan. Nach der Auflösung von ...But Alive gründete er mit guten Freunden die stärker dem Indie zuzurechnende Band Kettcar. Wiebuschs Label ging auf in der neu gegründeten Firma ‚Grand Hotel van Cleef’, die er bis heute mit zwei guten Freunden betreibt und auf der Alben von u.a. Tomte, Olli Schulz, Death Cab For Cutie oder The Weakterthans erschienen. Mit Kettcar veröffentlichte er bisher vier Alben. 2005 war Wiebusch der musikalische Direktor hinter der Hansen Band, die für den dokumentarischen Spielfilm „Keine Lieder über Liebe“ gegründet wurde und aus Musikern von Kettcar und Tomte sowie Jürgen Vogel als Sänger bestand. Unlängst erschien Wiebuschs erstes Solo-Album „Konfetti“, der darauf enthaltene Song „Der Tag wird kommen“, der sich mit Homophobie im Fußball beschäftigt, wurde in der Folge hitzig in den Medien diskutiert. Wiebusch lebt in Hamburg und ist Vater von zwei Söhnen.
07.05.2014, Hamburg, Nachmittag. Treffpunkt: Das Büro seines Labels ‚Grand Hotel van Cleef’. Fester Händedruck, herzliche Begrüßung, schnelle Entscheidung: Statt „meiner Gefängniszelle“ in ein Café im benachbarten Karoviertel. Nur ein Tisch ist besetzt im Mittagstisch-Hotspot: fünf türkische Paten mit kräftigen Basar-Stimmen. Darüber schwebt blechern eine Endlosschleife der größten ABBA-Hits. Surreale Szenerie für ein Gespräch mit Gedankenfuchs und Indie-Held Marcus Wiebusch: über Punk und Zorn, Familie und Fußball, Herkunft, Haltung und Hingabe. Während wir uns setzen, preist er Robert de Niros Konsequenz bei Interviews: „Immer wenn ihm eine Frage nicht passt, sagt er stur: ‚Gute Frage.’ Pause. ‚Nächste Frage.’“
Marcus, Sind Sie ein Macher?
Marcus Wiebusch: Gute Frage. Nächste Frage. (lacht) Ja, von mir aus: Ich bin ein Macher.
Fehlt es heute an Machern?
Da mache ich mir nicht so viele Gedanken drüber. Es liegt eben in meinem Naturell, diese relative Ruhelosigkeit. So gesehen ist all das, was ich mache, für mich recht alternativlos, aber ich bewerte das dann nicht, ob andere das auch so machen sollten oder nicht. Das ist eben nur meine persönliche Sichtweise der Dinge.