François Ozon
„Ich liebe es, einer Frau beim Denken zuzusehen.“
Zur Person
François Ozon wurde am 15. November 1967 in Paris geboren. Der Sohn eines Biologen und einer Lehrerin drehte schon in seiner Jugend Super8-Filme und studierte später Regie an der französischen Filmhochschule La fémis. Nach zahlreichen Kurzfilmen kam 1998 sein erster Spielfilm „Sitcom“ in die Kinos. Der endgültige Durchbruch gelang ihm 2000 mit dem Drama „Unter dem Sand“ mit Charlotte Rampling, ein Jahr später folgte sein bislang größter Kassenerfolg „8 Frauen“ mit Catherine Deneuve und Isabelle Huppert. Für beide Filme wurde Ozon, der aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht hat, für den französischen Filmpreis César nominiert, was ihm 2013 mit „In ihrem Haus“ erneut gelang.
25.2.2015, Berlin. François Ozon sitzt in der gleichen Hotelsuite mit Blick auf den Kurfürstendamm, in der er bei all seinen Besuchen in der deutschen Hauptstadt die Journalisten empfängt. Und er trägt, was er eigentlich immer trägt: Jeans, Sakko und einen Schal, der eher modisches Accessoire als Kälteschutz ist. Es ist noch recht früh am Tag, was von Vorteil ist. Denn wer den Franzosen schon ein paar Mal getroffen hat weiß: je länger der Pressetag dauert, desto rapider sinkt seine Laune. Davon kann dieses Mal keine Rede sein. Ozon ist sogar so gut drauf, dass er zwischendurch mal vom Französischen ins Englische wechselt, wozu er normalerweise nicht die geringste Lust hat.
Monsieur Ozon, Ihr neuer Film „Eine neue Freundin“ basiert – wenn auch lose – auf einer Kurzgeschichte der britischen Autorin Ruth Rendell. Wie sind Sie auf die gestoßen?
François Ozon: Das ist sicher 20 Jahre her. Die Geschichte ist wirklich kurz, und sie ist ganz anders als mein Film, ein echter Krimi, Mord inklusive. Schon als ich sie das erste Mal las, wollte ich sie verfilmen. Allerdings als Kurzfilm und vor allem sehr werkgetreu. Leider hatte ich weder genug Geld für das Projekt noch einen geeigneten Schauspieler. Also habe ich es irgendwann wieder aufgegeben und stattdessen den Kurzfilm „Ein Sommerkleid“ gedreht, in dem es auch um einen Aspekt von Travestie ging.
Losgelassen hat Sie Rendells Geschichte aber nie?
Nein, irgendwie trug ich die immer mit mir herum. Über die Jahre verlagerte sich nur das, was mich daran reizte. Aus der Geschichte eines Mordes wurde für mich die Geschichte einer Liebe. Entsprechend habe ich mit der Zeit immer mehr an der Vorlage verändert und ergänzt, so dass von der Kurzgeschichte in meinem Film eigentlich nur noch Spurenelemente vorhanden sind.