Aino Laberenz

Aino Laberenz

„Kunst ist in Afrika viel direkter.“

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13.06.2014, Berlin. Kaum zu glauben, dass diese zarte Frau vor ein paar Tagen noch in der Hitze Burkina Fasos die Krankenstation des Operndorfes von Christoph Schlingensief eröffnet hat, dem letzten großen Projekt ihres Mannes, der 2010 an Krebs verstarb. Doch hinter der zerbrechlichen Fassade steckt eine Frau, die sehr genau weiß, was sie will. Aino Laberenz verfügt über eine Entschlossenheit, mit der sie auch Schlingensiefs gigantisches Erbe verwaltet, ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren. Obschon das Gespräch im Zuge der Autorisierung durch ihre Pressesprecherin leider stark eingekürzt wurde, verrät es noch immer viel über die besondere Dynamik einer Liebe und Achtung, die über den Tod hinaus Bestand hat.

Aino, Sie kommen gerade aus Burkina Faso. Was hat sich im Operndorf seit der Schuleröffnung im Herbst 2010 getan?

Aino Laberenz: Ich habe letzten Samstag die Krankenstation eröffnet, somit konnten wir den zweiten, großen Bauschritt abschließen. Es gab ja verschiedene Bauphasen, die noch von Christoph angesetzt wurden und an die wir uns im Großen und Ganzen gehalten haben. Was für mich aber unabhängig von den Bauschritten wichtig ist, dass sich mit der Krankenstation immer mehr ein Dorfcharakter formuliert. Das spürt man vor allem dadurch, dass wir nach dem Bau der Schule viel offensiver mit den Menschen vor Ort gearbeitet haben. Ich merke einfach, dass sich das Dorf ganz anders entwickelt, wenn die Menschen Teil des Prozesses sind.

Wenn die Einheimischen an der Entstehung des Dorfs beteiligt sind, besteht dann nicht die Gefahr, dass deren Kultur mit der Arbeitsmoral der Deutschen kollidiert?

Och, das nicht. Ich persönlich fühle mich in Afrika als Gast und rase dort nicht hin und erzähle den Menschen wie es geht. Man muss sich erst einmal an einen Ort gewöhnen, den Menschen zuhören und sich einlassen. Ich denke, in einem Land wie Afrika, welches uns von der Kultur relativ fremd ist, ist es wichtig, sein Wertesystem ein Stück beiseite zu legen. Man sollte nicht versuchen, sein Gelerntes dort anzuwenden, da die Struktur eine ganz andere ist. Und das finde ich eigentlich etwas ganz Tolles. Wenn man versucht, seinen „Apparat“, den man mit sich rumschleppt, runter zu fahren, dann gelingt es auch, wieder hören und sehen zu können.

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