Kino

Urmila für die Freiheit

Farbfilm · 26. Mai

„Du sollst nicht immer weglaufen, Urmila!“ schrillt es in Nepali (mit deutschen Untertiteln) von der Leinwand. Der erste Satz des Dokumentarfilms „Urmila für die Freiheit“ stößt das Publikum mitten hinein ins Geschehen und lässt es ebenso verwirrt wie alarmiert zurück. Erst in den folgenden 87 Minuten klären sich nach und nach die offenen Fragen. Erstens: Der Einstiegssatz ist jener, den Urmila in ihren 11 Jahren als Kamalari, als Sklavenarbeiterin, am häufigsten gehört hat, oft gefolgt von physischen Strafen. Zweitens: Die, die den Satz am Anfang der Doku sagt, ist Urmila selbst. Per Trauma-Theater hat sie ihr eigenes Leben szenisch aufbereitet, weil das für sie der einzige Weg ist, den Menschen in Nepal und dem Rest der Welt vom kaum fassbaren Schicksal der Kamalari zu erzählen. Drittens: Fünf Jahre nach ihrer Befreiung hat sich dieser Satz ad absurdum geführt, denn nichts liegt Urmila ferner als vor der Verantwortung, andere nepalesische Mädchen vor demselben Schicksal zu bewahren, zu flüchten. Vor allem dem letzten Punkt widmet die deutsche Regisseurin Susan Gluth die größte Aufmerksamkeit. Und das ist gut so, denn mehr noch als die vielen Kindheits- und Jugendjahre in der Sklaverei verbindet Urmila und die 13.000 vom „Freed Kamalari Developement Forum“ befreiten jungen Frauen der unbedingte Wille, die verpasste Bildung nachzuholen und noch mehr einst von der eigenen Familie verkaufte Mädchen aus der Sklaverei zu befreien. Urmila tut vor allem letzteres mit solcher Hingabe, dass sie selbst eines Tages vor der schwierigen Entscheidung zwischen eigener Ausbildung zur Rechtsanwältin und tatkräftiger Retterin Anderer steht.

Edda Bauer