Kino

Unter dem Sand - das Versprechen der Freiheit

Koch Media · 7. April

Kein Konflikt kann sich so zweifellos damit brüsten, eine richtige und eine falsche Seite gehabt zu haben wie der Zweite Weltkrieg, dessen Ende mit der schriftlichen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 7. Mai 1945 besiegelt wurde. Dieses Datum sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich von Autor und Regisseur Martin Zandvliet in den dänischen Frühling des Jahres ’45 versetzen lässt, mitten hinein in eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener. „Dänemark ist nicht ihr Freund!“ brüllt ein dänischer Offizier den Besiegten dabei entgegen. Wie ernst es ihm damit ist, beweist sich wenig später an einer Truppe junger Gefangener: Mit bloßen Händen sollen sie am Strand die Landminen der Wehrmacht ausbuddeln. Über eine Million Minen räumen deutsche Kriegsgefangene damals aus Dänemarks Küsten. Zandvliet greift sich für „Unter dem Sand“ das Schicksal von einem Dutzend junger Männer heraus. Es sind dieselben trotzigen Jungs mit der Angst in den Augen, die auch schon „Die Brücke“ (1959) und „Kinder, Mütter und ein General“ (1955) zu Anti- Kriegsfilmen gemacht haben, die man nie wieder vergisst – nicht zuletzt, weil es Jungen sind, die Hitler als bloßes Kanonenfutter dienten. Bei Zandvliet werden sie nun Opfer des größten dänischen Kriegsverbrechens. Denn um nichts Geringeres geht es in „Unter dem Sand“ als eben um die bisher in den dänischen Geschichtsbüchern eher vernachlässigte Aufarbeitung der eigenen Historie. Das ist ein mutiges und in diesem Fall auch gelungenes Anliegen – besonders dann, wenn in Deutschland niemand „Unter dem Sand“ zum Anlass nimmt, mit dem Finger auf andere Staaten zu zeigen.

Edda Bauer