Kino

The Girl King

NFP · 21. Juli

Aki Kaurismäki hat ja tatsächlich alles hingeschmissen und ist Prinzessin geworden. Bruder Mika indes hat nun einer schwedischen Königin ein filmisches Denkmal gesetzt, die im 17. Jahrhundert gerne rumlief wie Hamlet und 1933 von Greta Garbo verkörpert wurde. Das Werk trägt den Titel „The Girl King“ und ist Königin Kristina von Schweden gewidmet, die in der Tat eine der unkonventionellsten Regentinnen Europas war – nicht nur zu ihrer Zeit. Sie richtete ihr Reich nach (teurer) Bildung und Kunst aus, rang Deutschland militärisch ein paar wichtige Ländereien ab und schlidderte am eigenen Hof in einen hitzigen Religions-Disput, weil sie mit den Katholiken Frieden schließen wollte. Das alles wird nur kurz angerissen. Viel spannender nämlich finden das französische Drehbuch und sein finnischer Verfilmer ihre mutmaßlich lesbische Beziehung zur Hofdame Ebba Sparre, die im Film sogar zum Grund für Kristinas Abdankung wird; und ihr vertrautes Verhältnis zum Philosophen René Descartes, der wenig später in Stockholm einen mysteriösen, aber historisch nicht belegten Gifttod stirbt. Nun ist Geschichtsklitterung nichts, was dem Medium Film fremd wäre, und in „Girl King“ hat sie sogar eine gut gemeinte Motivation. Aber warum jene dann auch noch so sperrig kammerspielartig mit Deklamationen statt Dialogen daherkommen muss, ist ein Rätsel. An den Darstellern liegt es nicht, sowohl Sarah Gadon, Michael Nyqvist, Hippolyte Girardot, Peter Lohmeyer als auch Martina Gedeck hat man schon viel heiß- und weniger blaublütig agieren sehen. Gerüchten zufolge will Mika Kaurismäki als nächstes übrigens eine Doku über das Leben seines Bruders als Prinzessin drehen.

Elke Bankert