Literatur

Stephen King

Mind Control

Heyne · 12. September

Der gemeine Studierende in Deutschland kennt die Beschäftigung mit Büchern über den Weg ausufernder Forschungsliteratur und Bergen von Kommentaren nur in Fällen wie Goethe, Kleist oder Kafka. In den USA hingegen beschäftigen sich findige Köpfe schon seit Jahrzehnten mit der Ausmessung des „Multiversums“, das Stephen King erschaffen hat. Einer der führenden King-Forscher ist der Literaturprofessor Michael R. Collings, in dessen Arbeiten einen Blick zu werfen jedem empfohlen sei, der schon immer das Gefühl hatte, dass dieser Multimillionen-Bestseller- Autor auch auf metaphorischer und motivischer Ebene mehr zu bieten hat als die rein unterhaltende Oberfläche. „Mind Control“ (im Original: „End of Watch“) ist der letzte Teil seiner Trilogie über Privatdetektiv Bill Hodges und den „Mercedes-Killer“ Brady Hartsfield, der mittlerweile in einer Klinik im Wachkoma liegt und es von dort aus fertigbringt, Menschen per Telekinese in den Selbstmord zu treiben. Spätestens hier flutet King seinen Ausflug in die „realistischen Gefilde“ des Hardboiled-Krimis wieder mit seinem Markenzeichen des Übernatürlichen. Wer mag, kann auch diesen Roman mit dem scharfen Besteck literarischer Interpretation auseinandernehmen – und wird eine Menge finden, von intertextuellen Referenzen zum eigenen Werk bis zum bösen, treffenden Zeitkommentar.

Oliver Uschmann