Musik

Pink Martini

Je Dis Oui!

Sony · 18. November

Ein bisschen Hoffnung

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            <strong>Auf Ihrem neunten Album „Je Dis Oui!“ sind viele verschiedene Künstler zu hören. Nach welchen Kriterien suchen Sie die Musiker aus?</strong><br>
            Es gibt keine Vorgaben, meist entwickelt sich das einfach. Ein gutes Beispiel ist „Al Bint Al Shalabiya“. Ikram Goldman, die Frau, die den arabischen Song auf dem Album singt, ist eigentlich gar keine Musikerin, sondern eine Pionierin in der Modewelt. Sie hat Michelle Obamas Interesse an Mode geprägt und kleidet Leute auf der ganzen Welt ein. Außerdem ist sie eine alte Freundin von mir, die Arabisch spricht. Ich habe sie einfliegen lassen, damit sie unserer Sängerin China Forbes bei der Aussprache hilft. Trotzdem hatten wir am Ende das Gefühl, dass Chinas Arabisch nicht gut genug ist und so hat Ikram den Song selbst eingesungen. Das war natürlich nicht die Absicht, als ich sie nach Portland einfliegen ließ. Aber man muss bereit sein, sich auf Veränderungen einzulassen.
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            <strong>Neben der Musik gilt Ihr Interesse der Politik. Was sind Ihre Gedanken zur jüngsten Präsidentschaftswahl in den USA?</strong>
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            Vor einem Jahr sagte ich zu meinen Freunden: „Ich glaube, Trump wird gewinnen.“ Ich habe außerdem gesagt, dass ich denke, dass er ein besserer Präsident sein könnte, als alle vermuten. Da meine erste Aussage sich bewahrheitet hat, hoffe ich einfach, dass das auf die zweite auch zutrifft. Aber es ist zu früh, um das einschätzen zu können. Es wird wohl sehr schwierig, wenn er wirklich die Meinungen vertritt, die er zuletzt artikuliert hat. Er versucht, ein Land zu schaffen, in dem Menschen die Möglichkeit haben, sich mit abscheulichen Ansichten gegenüber Menschen anderer Rassen wohlzufühlen und diese laut auszusprechen. Aber man muss optimistisch bleiben. Ich muss optimistisch bleiben, um weiter zu funktionieren.
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            <strong>Beeinflusst ein solches Ereignis Ihr Schaffen?</strong>
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            Ich sehe Pink Martinis Aufgabe darin, den Menschen Hoffnung zu geben, denn es ist leicht, in diesen Zeiten zu verzweifeln. Ich habe mich gegen eine Karriere in der Politik entschieden, mache stattdessen Musik und bereise die Welt. Ich versuche, als eine Art diplomatischer Botschafter ein offeneres Amerika zu präsentieren, in dem ich mit Künstlern anderer Nationen zusammenarbeite und Songs in allen Sprachen singe. Wir sind keine aktivistische Band, aber wollen mit unserer multikulturellen Zusammensetzung eine perfekte Welt simulieren, Freude verbreiten und den Menschen zeigen, wie es sein könnte.
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            <p class="culture-author"><strong>Katharina Raskob</strong></p>
            <p><strong>Unser Fazit:</strong> Gerade in Zeiten wie diesen, wo Rechtspopulisten nicht nur eine Plattform geboten, sondern ihnen von erschreckend großen Teilen der Bevölkerung auch zugestimmt wird, gehören Bands wie Pink Martini ins musikalische Pflichtprogramm. Acht Sprachen bringt Thomas Lauderdale auf „Je Dis Oui!“ unter einen Hut, ohne etwas zu forcieren oder es nach hölzerner Konzeptkunst klingen zu lassen. Die Musik ist so fröhlich wie lange nicht mehr und haucht mit ihrem jazzigen Charme vergangenen Zeiten wieder Leben ein.
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