Kino

Nocturnal Animals

Universal · 22. Dezember

Susan ist Galeristin geworden, weil man „als Künstler ein gutes Herz braucht. Ich bin dafür viel zu zynisch.“ Alles, was danach im Psychodrama „Nocturnal Animals“ folgt, scheint nur noch das Gegenteil beweisen zu wollen: Man kann Zyniker und Künstler zugleich sein. Tom Ford ist genau das, und dabei so kreativ, vielschichtig und böse, wie man es im Kino schon lange nicht mehr gesehen hat. Nach „A Single Man“ erzählt der zweite Spielfilm des ehemaligen Modemachers von der Rache des Schriftstellers Tony an seiner Ex- Frau Susan. Tonys Roman „Nocturnal Animals“ wiederum handelt vom Familienvater Edward, dessen Ehefrau und Teenager-Tochter entführt, vergewaltigt und ermordet werden. Zwei Handlungsstränge, zwei Zeitebenen, Jake Gyllenhaal in einer Doppelrolle, L.A.s Kunstwelt als crime scene, ein Tatort inszeniert wie ein Gemälde. Durch dieses Setting dirigiert Ford Gyllenhaal und Amy Adams mit traumwandlerischer Leichtigkeit, ohne dabei den Verstand des Zuschauers aus den Augen zu verlieren.

Edda Bauer