DVD & Blu-ray

Neuerscheinungen im März

Nebel im August

Studiocanal, 02. März

Auch wenn die deutsche Filmbranche von Komödien und Familienfilmen dominiert wird, erfreut sich dank Schulvorführungen und ähnlichen Kanälen auch das historische Bildungskino einer gewissen Beliebtheit. Zu diesem zählt auch „Nebel im August“ - Subsparte: Drittes Reich. Entsprechend bildungsbürgerlich bieder ist der Film inszeniert – mit historischem Tiefgang, teilweise holzschnittartigen Figuren, gediegenen Bildern. Das nimmt der Geschichte des 13-jährigen Ernst Lossa aus der Minderheit der Jenischen, der 1943 in eine psychiatrische Heilanstalt eingeliefert wird, wo man mithilfe der im Nazi-Deutschland praktizierten Euthanasie systematisch tötet, ihre effektive Durchschlagkraft. Dennoch ist Regisseur Jo Baier („Stauffenberg“) TV-geschulter Routinier genug, um das Interesse an diesem Schicksal aufrechtzuerhalten. Und in diesem Fall gilt zudem ein moralisches Argument: „Nebel im August“ beruht auf einer wahren Leidensgeschichte, für dessen Würdigung zwei Stunden nicht zu viel verlangt sind. Rüdiger Sturm


The Night Of

HBO/Warner, 16. März

Geschrieben u.a. von Richard Price („The Wire“), auf den Weg gebracht noch zu Lebzeiten von James Gandolfini („Die Sopranos“) – kein Wunder dass die Erwartungen hoch waren. Doch „The Night Of“, US-Remake der britischen Serie „Criminal Justice“, versucht gar nicht erst, sich mit den TV-Klassikern seiner Macher zu messen. Stattdessen: nur acht Folgen, nur ein Mordfall. Der pakistanisch-stämmige Student Nasir (Riz Ahmed) wacht nach einer wilden Nacht neben einer toten Frau auf, der verkrachte Anwalt John Stone (John Turturro) nimmt sich der eher aussichtslosen Sache an. Das ist nicht immer fürchterlich originell, hat – gerade zum Finale und mit Blick auf die Frauenfiguren – ein paar erzählerische Schwächen und setzt eher auf Langsamkeit als Hochspannung. Aber insgesamt besticht die Serie, über deren Fortsetzung noch nachgedacht wird, eben doch durch die gleichen Dinge wie „The Wire“ oder „Die Sopranos“: bezwingende atmosphärische Dichte und fantastische Schauspielerleistungen noch in den kleinsten Rollen. Patrick Heidmann


24 Wochen

good!movies, 31. März

Die Hebamme bringt es auf den Punkt: „Niemand kann diese Entscheidung treffen, der sie nicht treffen muss.“ Anne Zohra Berracheds hat sich für ihren zweiten Spielfilm ein heikles Thema ausgesucht. In „24 Wochen“, der auf der Berlinale ergriffen gefeiert wurde, geht es um Spätabtreibung. Dass sich 90 Prozent der Frauen im Falle eines Down-Syndroms für eine Abtreibung entscheiden, und dies unter Umständen bis einschließlich zum Geburtstermin möglich ist, weiß nicht jeder. Die Kabarettistin Astrid (Julia Jent-sch) und ihr Manager Markus (Bjarne Mädel) führen eine stabile Beziehung und erwarten ihr zweites Kind. Man sieht schon deutlich den Bauch, als sie erfahren, dass das Kind nicht nur mit Trisomie 21, son-dern auch einem Herzfehler zur Welt kommen wird. Das schmerzhafte Ringen geht wegen der beeindru-ckenden Schauspieler und dem echten medizinischen Personal mit halb-dokumentarischem Charakter un-ter die Haut. „24 Wochen“ ermutigt zu selbständigem Denken und verlangt viel, gibt aber noch mehr zu-rück. Nora Harbach