Musik

Neuerscheinungen der Woche

Maximo Park - Risk To Exist

Cooking Vinyl/Sony, 21.04.2017

Erinnern wir uns an die sogenannte „Class of 2005“: Damals wurden die Briten förmlich überspült von kämpferischen Bands, die das Spielfeld zwischen Indierock, Postpunk und Wave jeweils sehr individuell neu formulierten. Viel ist von dieser Klasse nicht mehr übrig, und auch ihre Vorreiter, die Intelligenzrocker Maximo Park aus Newscastle, schienen an einem Punkt zu sein, an dem ihnen zumindest ästhetisch so langsam die Puste ausging. Da hilft manchmal ein Ortswechsel, und je unerwarteter dieser ausfällt, um so fruchtbarer kann er sein. Im Falle der vielleicht politischsten Indie-Band Großbritanniens war es das legendäre Loft-Studio der Chicagoer Artrocker Wilco, wo Maximo Park ihre Frischzellenkur fanden. Auf dem nunmehr sechsten Album definierten sie dort einen neuen Klang, eine neue Haltung als Band – die gesamte Platte wurde live eingespielt – und damit eine neue Dringlichkeit, die belegt, dass es manchmal nur einen frischen Anstrich braucht, um alte Räume wieder mit Leben zu füllen. Sascha Krüger


Ray Davies - Americana

Columbia, 21.04.2017

Als die Kollegen der British Invasion ab Mitte der Sechziger in Amerika Weltruhm erlangten, blieben die Kinks im wahrsten Sinne des Wortes außen vor: Nach einem Streit mit der dortigen Musikergewerkschaft durften Ray Davies & Co. vier Jahre lang nicht in den Staaten auftreten. Statt wie The Who bei Woodstock unsterblich zu werden, tingelten sie durch schwedische Kulturzentren. Die Versöhnung erfolgte ab 1977: Erfolgreiche Alben und volle Hallen machten aus der einst englischsten aller UK-Bands eine sehr amerikanische. Ray Davies hat seine Liebe zu den USA in der Autobiographie „Americana“ 2013 zu Papier gebracht, jetzt folgt die musikalische Zugabe. Für sein erstes Studioalbum seit neun Jahren, hat er sich die Jayhawks, eine Alternative-Country-Band, ins Studio geholt, streift mit ihr durch das Land und singt vom Mond über Kentucky und vom Himmel Montanas – nicht ohne am Ende seinen britischen Humor auszuleben: In „The Invaders“ schaut er nochmal auf die spröden Anfänge dieser Beziehung zurück. Chris Hauke