DVD & Blu-ray

Neuerscheinungen der Woche

Meine Zeit mit Cézanne

Prokino, 16.02.2017

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Nur wir drei gemeinsam

NFP, 16.02.2017

Schon wieder kommt aus unserem Nachbarland ein Film, der auf leichte und originelle Weise ein schweres Thema verhandelt. Dieses Mal ist es das Kino-Debüt des Multitalents Kheiron, der für „Nur wir drei gemeinsam“ nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch Regie führte und die Hauptrolle übernahm. In der Tragikomödie erzählt er die wahre Geschichte seiner Eltern Hibat (Kheiron) und Fereshteh (Leïla Bekhti), die im Iran erst gegen den Schah, dann gegen das Mullah-Regime des Ajatollah Chomeini kämpfen. Als es lebensbedrohlich wird, fliehen sie mitsamt ihres Babys in die Türkei, ziehen dann weiter nach Paris, wo sie sich in ihrem Hochhaus-Viertel für ein solidarisches Miteinander der Bewohner einsetzen. Zutiefst traurige und bewegende Momente wechseln sich mit humoristischen Einlagen ab, die nie geschmacklos sind oder die historischen Hintergründe verharmlosen. Kheirons Film ist komisch, wühlt auf, wärmt das Herz und erneuert auf wunderbare Weise die Hoffnung auf Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Sven Sakowitz


Meine Brüder und Schwestern im Norden

Farbfilm, 17.02.2017

Das Land wird von einem verrückten Diktator beherrscht, die Bevölkerung ist arm und ideologisch verblendet. Mehr muss man über Nordkorea nicht wissen. Oder doch? Die in Frankfurt lebende Südkoreanerin Sung-Hyung Cho reist in dieser Doku durch den kommunistischen Staat, um mit den unterschiedlichsten Menschen über deren Alltag zu sprechen. Der Haken: Sie darf sich nicht unbeaufsichtigt fortbewegen, Drehorte und Gesprächspartner werden von staatlichen Behörden vorgegeben. Cho trifft Traktorfahrer, Künstler, Fußballspieler, Näherinnen. Dass sie in Südkorea aufgewachsen ist und die Sprache spricht, erweist sich als Vorteil. Die Menschen sind neugierig auf die Frau aus dem Nachbarland. Trotz aller Einschränkungen gelingt es ihr dank einfühlsamer und unvoreingenommener Gesprächsführung, spannende Erkenntnisse über die Lebens- und Gedankenwelten der Interviewten zu gewinnen. Bei aller Tragik kommen Skurriles und Komisches dabei nicht zu kurz. Ein Film, der den Blick auf das abgeschottete Land enorm erweitert. Sven Sakowitz


Der Vollposten

Weltkino, 17.02.2017

Checco Zalone ist das Alter Ego von Comedian Luca Medici. In der bereits vierten Zusammenarbeit zwischen dem Komiker und Regisseur Gennaro Nunziant, widmet man sich den Untiefen des italienischen Verwaltungsapparats und lockte damit 10 Millionen Italiener ins Kino. Checco (synchronisiert von Bastian Pastewka) lebt noch bei seinen Eltern, will seine Freundin nicht heiraten, um möglichen Konsequenzen zu entgehen, hat einen Job auf Lebenszeit und ist auch ansonsten ein Unsympath. Als eine Verwaltungsreform den Beamtenapparat ausdünnen soll, muss er sich entscheiden: Kündigung oder Versetzung. Er wählt Letztere und wird anschließend von Ort zu Ort geschickt, um ihn möglichst dennoch loszuwerden. Überdrehte Situationen und die Antithese zu subtilem Humor innerhalb eines bunten Klischeehaufens sollte man aushalten können. Denn dann macht „Der Vollposten“ Spaß und das liegt hauptsächlich an Luca Medicis natürlicher Fähigkeit zum komischen Spiel, das einen harmlosen, aber mitunter hohen Unterhaltungswert bietet. Lars Backhaus


The Visit - Eine außerirdische Begegnung

Farbfilm, 17.02.2017

Ob schweres Geschütz („Independence Day“), Musik („Unheimliche Begegnung der dritten Art“) oder nicht lineare Kaffeetassenrand-ähnliche Schriftsprache („Arrival“), das Sci-Fi-Imperium strotzt vor Ideen, wie man mit Besuchern aus dem All in Kontakt treten könnte. Umso ernüchternder die Realität. Hochinteressant aber ist die Dokumentation, die der dänische Regisseur Michael Madsen daraus gestrickt hat. Wissenschaft und Politik stehen schon lange in den Startlöchern. In der Wiener UNO-City etwa hat das Büro für „Outer Space Affairs“ seinen Sitz. Dort ist man vor allem mit Protokollen beschäftigt, die verifizieren sollen, dass es sich wirklich um ein Ufo handelt, was da geflogen kommt, und keine selbstgebastelte Drohne eines Technik-Nerds. Oder gar Schlimmeres, wovon man bei der NATO ausgeht. Mit meditativer Ruhe hört Madsen Experten beim Spekulieren über das nie Geschehene zu und untermalt dies mit nachgestellten Szenen aus Filmen - mal im Zeitraffer, mal in Zeitlupe, fast experimentell und immer angemessen. Edda Bauer